Achtung, Australien (20): Das Schmuckstück in den King Leopold Ranges

Mit einem Bushcamper  waren wir unterwegs von Perth in Western Australia nach Darwin im Northern Territory. Jetzt fahren wir die Strecke noch einmal auf diesem Blog ab. Hier erreichen wir die 20.  Station.

Erst das ganz normale Buschfeuer, dann die Abkühlung in der Bell Gorge

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Das „normale“, schnelle, die Bäume nicht abbrennende Buschfeuer befreit den Boden vom trockenen Gras und Gestrüpp. Foto: Bücheratlas

Rauch, wir riechen Rauch. Seit drei Stunden sind wir auf der Gibb River Road unterwegs. Unser Ziel: der King Leopold Ranges Conservation Park, der, wie uns eine freundliche Dame im Fremdenverkehrsamt in Derby versichert hat, landschaftlich sehr schön sei. „Besuchen Sie die Bell Gorge“, rät sie. „Die wird Ihnen gefallen.“

Die Dame hat recht. Der Abstecher in die raue Schönheit der Kimberleys lohnt sich auf jeden Fall. Und die Bell Gorge mit dem Bell Creek ist ein Schmuckstück. In der Schlucht gibt es auch Schatten und kühlendes Nass. Das werden wir aber erst später erfahren.

Erst einmal schauen wir auf dem Weg dorthin mit Sorge zum Himmel. Am Horizont sind Fäden aus Rauch zu erkennen. Allmählich verdichten sie sich zu feinen grauen Wolken, die gemächlich über das Blau ziehen. Dann sehen wir es: ein vergleichsweise harmloses Buschfeuer, das sich knisternd einen Berghang hinunterfrisst. Das hat ganz und gar nichts zu tun mit den verheerenden Buschfeuern,  die Ende 2019 und Anfang 2020 im Südosten des Landes wüten – die Landstriche vernichten, den Menschen ihre Existenz rauben und Millionen von Tieren das Leben kosten. Vielmehr ist es ein Buschfeuer, wie es üblich ist und wie es die Natur braucht. Doch für unsereins ist es immer wieder ein  irritierender Anblick.

Inzwischen verdunkelt der Rauch den Himmel. Rechts und links der Piste brennt das trockene Gras und das dürre Unterholz. Kleine Flammen lecken an den Stämmen der Bäume hoch, ohne sie in Brand zu setzen. Wir halten am Straßenrand, erschrocken von der Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausbreitet. Über uns kreisen Vögel und stürzen sich auf kleine Schlangen, Echsen und Insekten, die hektisch versuchen, den Flammen zu entkommen.

Am nächsten Morgen ist das Feuer erloschen. Schwarz verkohlte Flächen zeigen, welchen Weg es genommen hat.  Das Wasser in den Bächen ist schwarz von Asche, als käme es geradewegs aus der Hölle.

Mensch des Tages: Dickes Blut hilft gegen die Hitze

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Hier geht es locker-leicht über den Bell Creek, um auf der rechten Seite in die Schlucht zu steigen, die sich im Hintergrund auftut. Foto: Bücheratlas

Die Dame von der Ostküste treffen wir auf der Wanderung zur Bell Gorge. „Ja, die Hitze ist für uns Australier normal.“ sagt sie im Schatten zweier Baobab-Bäume. „Auch um Melbourne herum, wo wir wohnen, wird es richtig heiß. So vier, fünfmal im Jahr erreichen wir die 40-Grad-Grenze. Mein Eindruck ist, dass die Menschen, die in der Hitze leben, ein dickeres Blut haben als beispielsweise die Nordeuropäer. Wer dickeres Blut hat, hält die Hitze besser aus. Etwas besser. Ich glaube, man kann sich da anpassen. Ein Verwandter aus England kam anfangs überhaupt nicht klar damit. Aber mittlerweile hält er es sehr gut bei uns aus. Und wenn es uns trotzdem mal zu heiß wird, dann fahren wir aus der Stadt, steigen in den Murray River und verbringen dort den Tag. Der ist dann unser Water Pub, unsere Wasser-Kneipe.“ Dass es in Deutschland keinesfalls die Regel ist, über eine Air-Condition-Anlage in der Wohnung zu verfügen, verblüfft sie sichtbar. Aber – „ist ja richtig“, sagt sie dann, „die braucht man bei Euch nicht so sehr.“

Hier oben in der Kimberley-Region sind sie und ihr Mann unterwegs, weil der Sohn hofft, einen Job im Krankenhaus von Derby zu bekommen, wo seine Freundin angestellt ist. „Aber bislang ist daraus nichts geworden. Seine Hauptbeschäftigung: Angeln.“

Martin Oehlen

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Wo das grüne Kreuz aufscheint, befindet sich – ungefähr – die Bell Gorge, ein paar Kilometer abseits der Gibb River Road. Die Karte stammt von Geoscience Australia, Government of Australia, via WikiCommons.

⊕ Unser Campground:

„Silent Grove Campground“ in den King Leopold Ranges, freie Platzwahl unter Baobabs

Was bisher geschah:

1 Wir starteten in Perth (HIER),

2 pflegten den Jet Lag in Ledge Point (HIER),

3 waren eingeregnet im Nambung National Park (HIER),

4 sahen den tatsächlich pinken Pink Lake (HIER),

5 trafen Pelikan-Flüsterer in der Nähe des Kalbarri-NP (HIER),

6 lebten unter Stromatolithen am Hamelin Pool (HIER),

7 wandelten am Shell Beach (HIER),

8 haben uns im Peron-NP im Sand festgefahren (HIER),

9 sind in Carnarvon zum Mond geflogen (HIER),

10  haben die fitten Korallen an der Coral Bay gesehen (HIER) ,

11 blieben länger am North West Cape (HIER),

12 besuchten den Cape Range National Park (HIER),

13 fuhren auf dem Yardie Creek (HIER),

14 haben den Highway genossen (HIER),

15 sahen die Aborigine-Kultur von einst und von heute (HIER),

16 waren begeistert vom Eighty Mile Beach (HIER),

17 sahen in Broome endlich mal wieder eine Stadt (HIER),

18 fanden Cape Leveque einfach spitze (HIER) und

19 waren in Derby unter Baobabs (HIER).

 

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