Auf unserer Reise im Bushcamper von Perth in Western Australia nach Darwin im Northern Territory haben wir ein Reisetagebuch geführt. Darin küren wir jedes Mal einen „Mensch des Tages“. Diesmal ist es ein Helfer im Sand. Ein PS noch: Von den aktuellen und schockierenden Buschbränden im Südosten des Landes ist in unseren Texten nicht die Rede, weil sie nicht wüteten, als wir im Westen unterwegs waren, über vier Flugstunden entfernt von Sydney.
Blau-rote Pracht an der Big Lagoon

Die Big Lagoon im François Peron National Park Foto: Bücheratlas
Mühsam wühlt sich unser Camper durch den tiefroten Sand. Die Big Lagoon im François-Peron-Nationalpark ist unser Ziel. Der Park an der Spitze der Shark Bay, benannt nach seinem Entdecker, dem französischen Zoologen Francois Peron, misst mehr als 500 Quadratkilometer und ist locker von Denham aus zu erreichen. Die Pisten sind unbefestigt, und selbst mit Allradantrieb hat man nicht immer eine Chance, ans Ziel zu kommen. Doch an diesem ersten Tag haben wir Glück.
Schwankend biegen wir von der Cape Peron Road, der Hauptpiste Richtung Norden, links ab auf den Big LagoonTrack. Jetzt sind es nur noch knapp zehn Kilometer bis zur Big Lagoon: roter Sand, roter Strand, türkisfarbenes Wasser. Stille. Hier möchte man bleiben – ein Campingplatz ist vorhanden – und nachts in dem Sternenhimmel über Westaustralien schauen.
Petra Pluwatsch
Mensch des Tages: Mark naht mit Schaufel und Seil

Wenn der Sand erst einmal Kontakt aufgenommen hat mit dem Motorblock, kann die Weiterfahrt schon mal ins Stocken geraten. Aber – in der Ferne naht schon Hilfe. Foto: Bücheratlas
Das Luftablassen hat dann auch nichts mehr geholfen. Am zweiten Tag unserer Tour durch den François Peron Nationalpark, eine Augenweide am Indischen Ozean, hatten wir zwar wieder den Druck auf den Autoreifen gemindert. Doch für die Fahrt zur Spitze des Parks hat es nicht gereicht. Der Sand war tief und weich. Zu tief und zu weich.
„Das war eine Sache des Momentums“, sagt uns Mark. „Da kannst Du Pech haben und fährst dich fest.“ Genauso haben wir es erlebt. Selbst im extremsten 4-Wheel-Drive-Gang war nichts als lautes Röhren zu vernehmen. Erst einmal der Gedanke, dass da eigentlich weit und breit nur Einsamkeit und Trockenheit ist. Doch bald schon sind wir umzingelt von hilfsbereiten Australiern. Denn die erste Outback-Regel (die ja die erste Menschen-Regel sein sollte) lautet: Helfen. Die Abschleppseile, Sandbleche und Schaufeln flogen gleichsam aus allen Richtungen herbei.
Nachdem wir uns lang genug bäuchlings im Sand getummelt hatten und den Motorblock befreit hatten, hat uns Mark dann erst einmal hundert Meter abgeschleppt. Bis zu einer Stelle, wo der Wagen drehen konnte. Denn die Fahrt fortzusetzen, schien uns mit unserem Gefährt allzu kühn zu sein. Mark hatte die Strecke bewältigt. Allerdings mit einem leichteren Geländewagen. Er kommt aus Sydney, ist aber aufgewachsen in Queensland, wo man sich, wie er sagt, mit solchen Strecken auskennt.
Nachdem wir uns gedreht haben und zurück Richtung festeres Geläuf zockeln, kommt uns ein Jeep entgegen. Er bleibt genau dort stecken, wo wir kurz zuvor versandet waren. Mark und all die anderen sind sogleich mit Spaten und Blechen zur Stelle. Dann hängen wir erneut fest. Der nächste Versuch, nachdem wir vom Sane notdürftig befreit sind, führt nur zwei Meter weiter. Noch einmal werden die Bleche untergeschoben. Dann folgen wir dem Rat eines Beobachters: „Give it a gun!“ Was heißen soll: Vollgas! Das ist dann ein stürmisches Schlingern und Springen. Aber erfolgreich.
Als wir die sichere „Lehmpfanne“ erreichen, die festen Boden bietet, befreien wir uns erst einmal von dem Sand, der an uns klebt. Und gerade, als wir starten wollen, sehen wir einen Wagen gleich am Anfang der superweichsandigen Passage stranden. Mit bloßen Händen schieben wir den roten Sand beiseite, denn jetzt sind gerade keine Schaufeln und Sandleitern zur Hand, legen stattdessen Kartons unter die Reifen, auch einen Jutesack. Nach mehreren Versuchen greifen die Reifen. Dem Engländer gelingt es, in wilder Rückwärtsfahrt ebenfalls die Lehmpfanne zu erreichen. Seine Frau sagt: „Er ist ein guter Fahrer – er ist Polizist.“
Martin Oehlen
Fortsetzung folgt.
Was bisher geschah:
Den ersten Teil unserer Westaustralien-Tour, also den Start in Perth, gibt es HIER. Und wer mag, klickt sich von dort immer weiter.