Auf unserer Reise im Bushcamper von Perth in Western Australia nach Darwin im Northern Territory haben wir ein Reisetagebuch geführt. Darin küren wir auch jedes Mal einen „Mensch des Tages“. Hier erreichen wir die 14. Station, die uns Gelegenheit gibt, etwas vom Highway zu erzählen.
Oasen am National Highway

Auf dem Highway ist nicht gerade die Hölle los. Foto: Bücheratlas
Rund 1200 Kilometer auf dem National Highway 1 liegen jetzt hinter uns. Auf jener knapp 14.500 Kilometer langen Schnellstraße, die einmal rund um den australischen Kontinent führt. Grauer Asphalt, weißer Mittelstreifen. Brand Highway heißt der Abschnitt zwischen Perth und Geraldton, North West Coastal Highway zwischen Geraldton und Port Headland, einem unserer nächsten Ziele.
Schnurgerade über oft viele, viele Kilometer führt uns der Highway nach Norden, durch fruchtbares Land und staubtrockene Halbwüsten, die übersäht sind von bis zu zwei Meter hohen Termitenhügeln. Tote Kängurus liegen am Straßenrand, umgefahren von tonnenschweren Roadtrains. Auf der Frontscheibe sammelt sich roter Staub.
Alle drei-, vierhundert Kilometer machen wir Station. In winzigen Nestern wie Leeman, wo im einzigen Café vor Ort zwei Frauen wortlos Dutzende Hähnchenbrüste in Plastiktüten stopfen. Hier kosten ein Latte Macchiato und ein Stück Kokoskuchen zwei Dollar. Weiter im Angebot: Austern in Buttersauce und Pink Snapper.
Die Roadhouses erscheinen uns wie kleine Oasen. Sie verheißen Kaffee und etwas zu essen – einen Donut, ein paar Fritten, ein in Plastik eingeschweißtes Stück Apfelkuchen. In Roadhouses kann man Plüschkängurus und Plastikgewehre kaufen, Angelhaken, Thunfisch in der Dose und Armbänder aus dunkel glänzenden Eisenteilen. Manchmal sogar Waschmaschinen und Fernseher.
Dann geht es wieder hinaus in die Hitze, die mit jedem Tag zunimmt. Weiter nach Norden, nach Darwin, dem Endpunkt unserer Reise.
Petra Pluwatsch
Mensch des Tages: Ein Dreh für die sozialen Kontakte

Die architektonischen Reize eines australischen Roadhouses sind überschaubar, aber die Klimaanlage im Kassenraum ist eine Attraktion. Foto: Bücheratlas
Ein „Mensch des Tages“ ohne Originalton. Auf dem North West Coastal Highway (NWHC), der eindeutige Zeichen der Abgeschiedenheit aufweist, sehen wir an unserem linken Straßenrand einen weißen PKW parken. Davor ein Mann mit Pferdeschwanz und ganz in Schwarz gekleidet, der auf einem Skateboard balanciert und sich dabei filmt. Der Highway ist hier so einsam wie man es mögen muss (was wir tun): Jeweils rund hundert Kilometer südlich und nördlich befindet sich ein Roadhouse, also eine Tankstelle mit den allernotwendigsten Dienstleistungen. Dazwischen ist gleichsam „nichts“ außer im Nachmittagslicht betörend rot leuchtender Halbwüste.
Am Nanutarra Roadhouse, zwei Stunden später, sehen wir den Mann in Schwarz dann wieder, als er seinen Wagen volltankt. Ein wenig scheint es uns, als machte er um die beiden Highway-Polizisten, von denen der eine gerade einen Fruchtsalat aus einem Plastikbecker gabelt und der andere ins Handy irgendetwas über „an interview“ mit einem Verkehrssünder oder einem Verdächtigen erzählt, einen Bogen. Aber vielleicht ist das nur das Kopfkino. Und vielleicht wird das Video vom Skaten auf einem einsamen Highway ein Renner.
Martin Oehlen
Fortsetzung folgt.
Was bisher geschah:
Nach dem Start in Perth (HIER) ging es stetig nordwärts – mit Stationen im Francois Peron National Park (HIER) oder an der Coral Bay (HIER) und weiteren Orten – einfach mal durchklicken. Zuletzt dümpelten wir auf dem Yardie Creek im Cape Range National Park (HIER).