Achtung, Australien (6): Nirgendwo nimmt man sich mehr Zeit zum Wachsen als am Hamelin Pool

Auf unserer Reise im Bushcamper von Perth in Western Australia nach Darwin im Northern Territory haben wir ein Reisetagebuch geführt. Darin küren wir jedes Mal einen „Mensch des Tages“. Diesmal ist es eine Australierin vom Hamelin Pool. Eine Anmerkung aus aktuellem Anlass: Von den schockierenden Buschbränden ist in unseren Texten nicht die Rede, weil sie im Osten und Süden noch nicht wüteten, als wir im Westen des riesigen Landes unterwegs waren, über vier Flugstunden entfernt von Sydney. 

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Selfie mit Stromatolithen, die nur ein paar Jahre älter sind als wir.  Foto: Bücheratlas

Mensch des Tages: Sie mag lieber Wasser als WiFi

Online sein? „Nein, wir haben hier kein WiFi“, sagt die Dame an der Informationsstelle am Hamelin Pool, wo die Sonneneinstrahlung hoch und der Salzgehalt an der Küste extrem ist. Fast klingt es ein wenig genervt, wie sie das vor dem Gebäude einer ehemaligen Telegrafenstation so sagt. Aber um das zuverlässig beurteilen zu können, kennen wir sie zu wenig. Gleich weisen wir darauf hin, dass dies ja auch überhaupt nicht wichtig sei, ob es ein Netz gebe oder nicht, man wollte halt mal gefragt haben. Darauf sagt sie mit Schalk im Nacken: „Wir hatten die Wahl zwischen frischem Wasser und WiFi – nun ja, da haben wir uns halt entschieden.“

Dann, deutlich gelassener, erinnert sie auch noch daran, wie entspannend es sein könne, nicht erreichbar zu sein: „Ja, das sind Ferien.“ Stimmt schon. Und überhaupt: Die hier in aller schlichten Pracht zu besichtigenden Stromatolithen, die ältesten Lebewesen auf Erden, die auf über drei Milliarden – ja, Milliarden – Jahre zurückblicken können, wenn sie blicken könnten, die 75 Prozent der Erdgeschichte miterlebten, haben auch ohne WiFi das dritte kleine Jahrtausend unserer Zeitrechnung erreicht – und sind durchaus populär. Jedenfalls für Reisende im Westen Australiens.

Angeblich bietet das Hamelin Pool Marine Nature Reserve – ein Unesco-Weltnaturerbe – die größte und nahbarste der wenigen Stromatolithen-Ansammlungen weltweit. Und sie wachsen am Hamelin-Pool immer noch – Sonne und Salz sei Dank.  Die Aborigines nennen sie „unsere Vorfahren“. So steht es auf einer Informationstafel. Dabei sind die schwarzen, blumenkohl-ähnlichen Wucherungen im seichten Meeresgewässer sehr lebendig. Jedes Jahr wachsen die Stromatolithen etwa um ein Drittel eines Millimeters. Sie haben alle Zeit der Welt.

Martin Oehlen

⊕ Unser Campground:

„Hamelin Pool Caravan Park Campround“ am Hamelin Pool, Site ohne Nummer

Was bisher geschah:

Teil 1 gibt es HIER,

Teil 2 HIER,

Teil 3 HIER,

Teil 4 HIER und

Teil 5 HIER.

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