Auch so ein Kollateralschaden! Sayaka Murata sollte am 20. März 2020 im Japanischen Kulturinstitut in Köln aus ihrem Roman "Die Ladenhüterin" lesen. Genau dort hatte im November 2019 der Japanologe Christian Chappelow von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main festgestellt, dass die Autorin aktuell noch populärer in der Literaturwelt sei als Haruki Murakami (einen Artikel … Das Glück der Ladenhüterin: Sayaka Murata kommt nicht zur Lesung, aber ihr Roman ist ja längst da weiterlesen
Roman
Edna O’Brien reiste nach Nigeria, um die Geschichte der entführten Schulmädchen zu erzählen
Eine Nachricht aus Nigeria erschütterte im April 2014 die Welt. 276 Schulmädchen waren aus einem christlichen Internat in Chibok im Nordosten des Landes von der islamistische Terrormiliz Boko Haram verschleppt worden. Monatelang fehlte von den Entführten jede Spur. Sechs Jahre später ist das Schicksal von mehr als 100 der jungen Mädchen noch immer ungeklärt. Lediglich … Edna O’Brien reiste nach Nigeria, um die Geschichte der entführten Schulmädchen zu erzählen weiterlesen
Ulla Lenze über ihren Großonkel Josef Klein aus Neuss, den Nazi-Spion in New York
„Du wirst nie wissen, was die Motive der anderen waren“, sagt Lauren zu Josef, der je nach Aufenthaltsort auch Joe oder José genannt wird. „Aber du weißt, was du getan hast. Und falls du dir etwas vorzuwerfen hast, lerne damit zu leben.“ Damit meint sie nicht ihre gemeinsame Liebesbeziehung, die sich da schon dem Ende … Ulla Lenze über ihren Großonkel Josef Klein aus Neuss, den Nazi-Spion in New York weiterlesen
Michael Kumpfmüller über die letzten zehn Tage der Virginia Woolf
Es ist die letzte große Krise der Virginia Woolf. Im März des Kriegsjahres 1941, im englischen Cottage „Monk’s House“ bei Rodmell in East Sussex, fällt sie immer wieder in die Depression, befürchtet sie einen Nervenzusammenbruch, wähnt sie sich leergeschrieben: „Vielleicht hat sie ja einfach nichts mehr zu sagen.“ Über den Freitod hat sie schon oft … Michael Kumpfmüller über die letzten zehn Tage der Virginia Woolf weiterlesen
Monika Helfer über die schöne Maria Moosbrugger und ihre „Bagage“
Maria Moosbrugger ist die schönste Frau weit und breit. Sie weiß, „dass sie den Männern gefällt, nicht einen kennt sie, bei dem sie nicht sicher ist.“ Doch sie hat ja den Josef, der auch nicht schlecht aussieht, allerdings arm ist, weil der Hof in den Alpen viel zu wenig abwirft, so dass er mit ein … Monika Helfer über die schöne Maria Moosbrugger und ihre „Bagage“ weiterlesen
Von der ersten Lüge eines Kindes bis zur täglichen Lüge des Erwachsenen: Der Roman „Lügnerin“ von Ayelet Gundar-Goshen
Lügen sind eine höchst ambivalente Sache: verwerflich auf der einen Seite, durchaus notwendig auf der anderen. Bei der Eröffnung der Leseinitiative „Ein Buch für die Stadt“ im Depot 1 des Schauspiel Köln sagte die Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen, deren wunderbarer Roman „Lügnerin“ in diesem Jahr im Zentrum der Aktion steht: „Jeder Mensch lügt laut Statistik mindestens einmal … Von der ersten Lüge eines Kindes bis zur täglichen Lüge des Erwachsenen: Der Roman „Lügnerin“ von Ayelet Gundar-Goshen weiterlesen
Rafik Schami erzählt seinen Kardinals-Roman von A bis W und dann noch ein Zipfelchen vom Z
„Was will ein Autor mehr?“ fragte Rafik Schami am Ende der Vorstellung seines neuen Romans „Die geheime Mission des Kardinals“ (Hanser) in Köln. Groß war die finale Zustimmung des Publikums und ausverkauft das Teerstegenhaus der Evangelischen Kirchengemeinde in Klettenberg. Seit bald zwei Jahrzehnten ist der Schriftsteller dort auf Einladung der Buchhandlung Olitzky regelmäßig zu Gast … Rafik Schami erzählt seinen Kardinals-Roman von A bis W und dann noch ein Zipfelchen vom Z weiterlesen
Abraham B. Yehoshua baut in Israel einen Tunnel für Lebensmut und gegen das Vergessen
Erst sind es nur die Vornamen von Bekannten, die dem ehemaligen Straßenbauingenieur Zvi Luria (72) nicht mehr mit selbstverständlicher Zuverlässigkeit einfallen. Dann bringt der Israeli eines Tages statt seines Enkels einen fremden Jungen vom Kindergarten in Tel Aviv nachhause. Da darf dann mal ein Fachmann ran. Der Neurologe weist die Vokabel Demenz fürs erste vom … Abraham B. Yehoshua baut in Israel einen Tunnel für Lebensmut und gegen das Vergessen weiterlesen
Matthias Brandts liebevoller Blick auf eine Jugend in den 70ern – und die Beatles spielen dazu „Blackbird“
Matthias Brandt blickt abermals zurück. Das hat er schon in seinem gefeierten Prosadebüt „Raumpatrouille“ (2016) gemacht, worin er durchaus autobiographisch geprägte Erzählungen aus einer Kindheit als Sohn eines deutschen Bundeskanzlers versammelt hatte. Nun geht es um die Jugendjahre, allerdings in einem Roman und durchaus freier in der personalen Anlage. Motte, der eigentlich Morten heißt, erzählt … Matthias Brandts liebevoller Blick auf eine Jugend in den 70ern – und die Beatles spielen dazu „Blackbird“ weiterlesen
Simone Lappert steigt für ihren Roman „Der Sprung“ aufs Hoteldach
Für den Prolog steht Simone Lappert von ihrem Stuhl auf. Auswendig trägt die Schriftstellerin aus der Schweiz die ersten eineinviertel Seiten ihres Romans „Der Sprung“ vor. Das müsse so sein, sagt sie bei der Präsentation vor Buchhändlern in Köln: „Ich will mich wie Manu in ungesichertes Gebiet begeben.“ Manu – das ist die Hauptfigur in … Simone Lappert steigt für ihren Roman „Der Sprung“ aufs Hoteldach weiterlesen
Nora Bossong erzählt in „Schutzzone“ eindrucksvoll vom Scheitern in Politik und Liebe
Nichts ist im Lot - nicht unter den Diplomaten und nicht unter den Liebenden. Nora Bossong widmet sich in ihrem Roman "Schutzzone" dem Politischen und dem Privaten, und man weiß nicht, auf welchem Feld es spannender zuginge. Der Autorin gelingt es vorzüglich, beides miteinander zu verbinden. Zum einen: Miras Frustration über das immer wieder aufs … Nora Bossong erzählt in „Schutzzone“ eindrucksvoll vom Scheitern in Politik und Liebe weiterlesen
Joachim Schnerf erzählt von Salomon, der über den Holocaust nur in Witzen reden kann
Sarah ist gestorben. Salomons Frau. Das ist jetzt gerade einmal zwei Monate her. Und nun stehen die jüdischen Osterfeiern an. Seit 50 Jahren, erzählt der Familienpatriarch, habe er Pessach nicht ohne seine Frau gefeiert. Und später auch nicht ohne seine Kinder oder seine Enkelkinder. Noch an diesem Sederabend, dem Auftakt der Festlichkeiten, wird sich die … Joachim Schnerf erzählt von Salomon, der über den Holocaust nur in Witzen reden kann weiterlesen
Karina Sainz Borgo schildert ein Venezuela am Abgrund
Die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, flüchten nicht nur aus Syrien oder Afrika, sondern auch aus Südamerika. Zumal aus Venezuela. Wer die Nachrichten verfolgt, wird wissen, wie es um das Land unter der Herrschaft des Präsidenten Nicolás Maduro bestellt ist. Doch wer den Notstand des Landes wirklich mit allen Sinnen begreifen möchte, dem steht jetzt … Karina Sainz Borgo schildert ein Venezuela am Abgrund weiterlesen
Ocean Vuongs Romanheld Little Dog findet seinen Weg zwischen den Welten
Wo ist mein Platz in der Welt? Dieser Vergewisserung in eigener Sache ist der Brief gewidmet, den der Erzähler in dem Roman „Auf Erden sind wir kurz grandios“ verfasst. Er adressiert das Schreiben an seine „Ma“. Doch als Analphabetin wird sie ihn nicht lesen können. Und wohl nur deshalb kann „Little Dog“, wie er genannt … Ocean Vuongs Romanheld Little Dog findet seinen Weg zwischen den Welten weiterlesen
Nobert Scheuer erzählt, wie sein neuer Roman „Winterbienen“ entstanden ist
Der Sommertag in Kall in der Eifel ist heiß, doch der Schatten im Garten von Nobert Scheuer ist angenehm. Der Zierbrunnen plätschert, die Vögel zwitschern und irgendwo summen bestimmt ein paar Bienen. Der noch leicht warme Rhabarberkuchen duftet. *** Herr Scheuer, am Ende Ihres Romans „Winterbienen“ gibt es eine Danksagung, wonach Ihnen einer der „Grauköpfe“ … Nobert Scheuer erzählt, wie sein neuer Roman „Winterbienen“ entstanden ist weiterlesen
Norbert Scheuers Roman „Winterbienen“ erzählt von Weltkriegsende in Kall in der Eifel
Was für ein Fundstück diese alte Aktentasche doch ist! Nicht nur steigt beim Öffnen „ein geheimnisvoller Duft von Wachs und Honig, Blütenblättern und Kiefernnadeln“ hervor. Vor allem sind darin die Aufzeichnungen von Egidius Arimond aufbewahrt, den kurz nach Kriegsende eine Tellermine zerrissen hatte. Ja, was für ein Fundstück und was für ein Kerl: Nazi-Gegner, Imker, … Norbert Scheuers Roman „Winterbienen“ erzählt von Weltkriegsende in Kall in der Eifel weiterlesen
Michael Köhlmeier und Raoul Schrott machen eine literarische Entdeckung
Eine Merkwürdigkeit ersten Ranges ist der Roman „An den Mauern des Paradieses“, gehoben aus dem Nachlass eines gewissen Martin Schneitewind. Wer den Namen des Autors noch nie gehört hat, muss sich keine Sorgen machen. Es handelt sich, so erfahren wir, um das Debüt eines Mannes, der die Urfassung des Textes in Kooperation mit dem … Michael Köhlmeier und Raoul Schrott machen eine literarische Entdeckung weiterlesen
Feridun Zaimoglu über den Kampf der Frauen und das Unrecht der Männer
*** Feridun Zaimoglu trat mit seinem Roman "Die Geschichte der Frau" auf dem Kölner Literaturfestival lit.Cologne auf. Gemeinsam mit Karen Duve war er auf dem Literaturschiff zu erleben. Am darauffolgenden Tag trafen wir den Autor in seinem Hotel. Der Roman lässt in zehn sprachmächtigen Kapiteln Frauen aus Sage und Geschichte zu Wort kommen, die von … Feridun Zaimoglu über den Kampf der Frauen und das Unrecht der Männer weiterlesen
Jochen Schmidts groteske Exkursion mit Otto Kwant durchs wilde Urfustan
Nach Urfustan? Otto Kwant ist überrascht. Um das mindeste zu sagen. Auf die Idee, in die ehemalige Sowjetrepublik zu reisen, wäre er so schnell nicht gekommen. Überhaupt ist Otto Kwant, Sohn des bekannten Baumeisters Nepomuk Kwant, von defensivem Wesen. Eher Oblomow als Marco Polo. Auch leidet er unter Darmkrämpfen. Immerzu. Aber dann sitzt er bereits … Jochen Schmidts groteske Exkursion mit Otto Kwant durchs wilde Urfustan weiterlesen
Der einzigartige Julian Barnes beim einzigen Auftritt mit „Die einzige Geschichte“
Das gibt's nur einmal: Diese Lesung, so sagte es Werner Köhler von der lit.Cologne zur Begrüßung im Börsensaal der Industrie- und Handelskammer in Köln, ist die einzige, die der britische Schriftsteller mit seinem neuen Roman in Deutschland absolviert. Die Literaturfreunde, die sich für diese Veranstaltung entschieden hatten, werden es nicht bedauert haben. Unterhaltsam und … Der einzigartige Julian Barnes beim einzigen Auftritt mit „Die einzige Geschichte“ weiterlesen