Die 1. Kölner Literaturnacht, veranstaltet vom Verein Literaturszene Köln, bot 137 Veranstaltungen an 42 Orten. Eine stimulierende Leistungsschau, bei der viele Facetten berücksichtigt wurden. Weil immer alles so schnell verrauscht, soll hier in einer kleinen Reihe an einige Veranstaltungen erinnert werden.

Erst einmal das Glas erheben: Werner Köhler mit Moderatorin Mona Leitner zu Beginn der Kölner Buchpremiere. Foto: Bücheratlas
4. Werner Köhler bei Kiepenheuer & Witsch
„Eine echte Buchpremiere“, das bestätigte Helga Rese-Fresch von Kiepenheuer & Witsch bei der Begrüßung, gab es am Kölner Verlagssitz mit Blick auf Dom und Hauptbahnhof. Werner Köhler, der seine Kriminalromane unter dem Pseudonym Yann Sola veröffentlicht, stellte dort den neuen Perez-Fall vor. „Johannisfeuer“ erscheint offiziell an diesem Donnerstag (9. Mai). Darin geht es um eine monströse Sekte, die eine tödliche Spur im südfranzösischen Banyuls-sur-Mer hinterlässt. Eine Besprechung gibt es hier auf dem Blog.
Inspiriert haben den Autor und lit.Cologne-Mitbegründer zunächst einmal Meldungen über „Die 12 Stämme“. Darin ging es vor allem um das Unwesen, das diese Religionsgemeinschaft praktizierte, wie er im Gespräch mit Lektorin Mona Leitner erläuterte. Weitere Anregungen sammelte er an seinem Zweitwohnsitz Banyuls – so auch in einer Kirche, die auf ihn einen stets verschlossenen Eindruck gemacht habe. Doch als sich einmal die Chance ergab, trat er ein und stieß auf einen Altar, der mitten im Kirchenraum stand. „Der Altar war von so einer Schlichtheit, dass ich dachte: Da kann man nur einen hinschlachten.“ Und so in etwa ist es auch im Kriminalroman zu lesen.
Dies sei wieder so ein Fall, sagte Köhler weiter, der viel zu groß scheine für den kleinen Ort und den katalanischen Ermittler mit dem Hang zur Kleinkriminalität. Aber genauso möge er es: „Ich finde es spannend zu zeigen, was von den großen Dingen der Welt da ankommt.“ Nicht zuletzt gehe es darum, „wie unter einem Brennglas“ die viele Menschen betreffenden Probleme in einem kleinen Rahmen zu betrachten.
Und wie – lautete dann noch eine Frage aus dem Publikum – ist er überhaupt zum Schriftsteller geworden. Das ging so: Mit dem Maler und Illustrator Detelf Kellermann habe er 2001 das Kochbuch „Satt“ veröffentlicht, das der damaligen Lektorin und seit Jahresbeginn 2019 neuen Kiepenheuer-&-Witsch-Verlegerin Kerstin Gleba in die Hände gefallen sei. Die habe ihn damals bei einer Verlagsfeier – der Verleger Reinhold Neven Du Mont wurde verabschiedet, auf den dann Helge Malchow folgte – mit der Frage bedacht: „Warum schreibst Du nicht mal was Richtiges?“ Daraus wurde dann das literarische Debüt „Cookys“, 2004 veröffentlicht und mit einem Kochkünstler im Zentrum. Viele weitere Romane folgten.
Der Koch-Spur bleibt Werner Köhler auch als Yann Sola treu: Sein Perez ist der südfranzösisch-katalanischen Küche eng verbunden. Nur dass er ein Gourmet sei, mochte Werner Köhler bei der Buch-Premiere nicht bestätigen: „Nein, der ist ein Fresssack.“
Martin Oehlen
Weitere Beiträge der Reihe „Literaturnacht revisited“: Teil 1 („Nominiert für den Literaturnobelpreis 2054“), Teil 2 („Mein Großvater war Goethe“) und Teil 3 („Was alles schwedische Literatur sein kann“). Außerdem eine Umfrage unter Autoren hier (Ulrike Anna Bleier, Johannes Geil, Werner Köhler) und hier (Gunther Geltinger, Melanie Raabe, Julia Trompeter). Und dann noch ein Interview mit den Initiatoren Bettina Fischer und Uwe Kalkowski.
Den Literaturstandort Banyuls-sur-Mer haben wir auf diesem Blog schon einmal an dieser Stelle vorgestellt.