Die 1. Kölner Literaturnacht, veranstaltet vom Verein Literaturszene Köln, bot 137 Veranstaltungen an 42 Orten. Weil immer alles so schnell verrauscht, soll hier in einer kleinen Reihe an einige Veranstaltungen erinnert werden.

Mariana Leky mit Blick auf einen Käfig, der zur aktuellen Ausstellung von Ani Schulze in der artothek gehört. Foto: Bücheratlas
5. Mariana Leky in der artothek
Knie, Rücken, Zahn, Nebenhöhlen – Arzt-Besuche hielten Mariana Leky eine Weile vom Schreiben ab, bis ihr ein Freund empfahl, genau darüber zu schreiben. Daraus ist der praxisnahe Kurzgeschichtenband „Bis der Arzt kommt“ entstanden. Aus dem 2013 veröffentlichten Werk las die Autorin nun auf Einladung des Kunstsalons und in Kooperation mit dem DuMont Buchverlag in der artothek. Allein schon die Ausführungen zum telefonischen Erstkontakt sind allerliebst: „Ich habe starke Schmerzen“ sagt die potentielle Patientin; „Ich auch.“ antwortet die Arzthelferin.
Die Assistentin als Wachhund. Sie glaube, so steht es geschrieben und so war es im lichten Saal zu hören, dass sich die Patientin (oder der Patient) vorsätzlich etwas zugezogen habe, um den Arzt zu stören. „Dass man sich beispielsweise tagelang nackt in den Wind gestellt hat, um den Arzt mit einer Bronchitis aufzuhalten.“ Oder dass man „mit Anlauf in ein Loch im Waldboden gesprungen ist, um den Arzt mit einem Muskelfaserriss zu inkommodieren.“
Es ist die leidende Kreatur, die hier mit den Tücken und Macken des medizinischen Alltags konfrontiert wird. Das ist vor allem eines – urkomisch. Wobei es nicht einmal übertrieben wirkt, was Leky in Warteräumen und Arztstühlen entdeckt hat. Das könnte einem jeden passieren. Nur wäre es dann wohl nicht so amüsant.
Ein Versprecher bei der Einführung brachte Leky für zwei, drei Sekunden in Verbindung mit einem lyrischen Werk (was freilich sogleich korrigiert wurde). Immerhin war dies dann doch für die Autorin ein hinreichender Anlass, sich vor der Lesung noch einmal kurz ihrer jugendlichen Gedichte zu entsinnen. Offenbar nicht nur mit Wohlgefallen. Nein, sie sei tatsächlich keine Lyrikerin, sagte sie. Und: Ja, als 15-jährige habe sie einige Verse geschmiedet. Diese sehr frühen Werke befinden sich in einer Kiste im Keller der Mutter. „Und da werden sie auch bleiben.“ sagte Leky mit der Entschiedenheit einer – nun ja – Arzthelferin.
Welch feine Erzählerin Mariana Leky ist, weiß die Buchwelt nicht zuletzt dank ihres wunderbaren Bestsellers „Was man von hier aus sehen kann“ (mit einem Okapi in einer sozusagen tragenden Rolle), der vor zwei Jahren erschienen ist. Daraus las Leky in einer zweiten Veranstaltung. Auch diese war platziert inmitten der Installation „7 Follies“ von Ani Schulze, die noch bis 22. Juni in der artothek zu sehen ist (Am Hof 50).
Martin Oehlen
Weitere Beiträge der Reihe „Literaturnacht revisited“: Teil 1 („Nominiert für den Literaturnobelpreis 2054“), Teil 2 („Mein Großvater war Goethe“), Teil 3 („Was alles schwedische Literatur sein kann“) und Teil 4 („Mal was Richtiges schreiben“). Außerdem eine Umfrage unter Autoren hier (Ulrike Anna Bleier, Johannes Geil, Werner Köhler) und hier (Gunther Geltinger, Melanie Raabe, Julia Trompeter). Und dann noch ein Interview mit den Initiatoren Bettina Fischer und Uwe Kalkowski.
Einen Bericht über Mariana Lekys Okapi-Patenschaft – als Dank ihres Verlags für den Erfolg des Romans „Was man von hier aus sehen kann“ – finden Sie hier.