
#MeToo in der Renaissance? Nein, Werbung des Hirmer Verlags auf der Frankfurter Buchmesse 2018. Foto: Bücheratlas
Die Leser haben angeblich immer weniger Zeit für die Buchlektüre. Ist das ein Trend, den man stoppen kann oder hinnehmen muss? Eine Umfrage unter rheinischen Verlegern (Teil 2).
Sabine Cramer (DuMont Buchverlag)
Stoppen können diesen Trend nur die Leser selbst. Aber wir können ihnen gute Gründe dafür geben. Bücher, die den Nerv heutiger Leser treffen und ihre Bedürfnisse erfüllen erreichen die Menschen nach wie vor. Der große Erfolg von Mariana Lekys Roman „Was man von hier aus sehen kann“ ist in unserem Haus ein eindrucksvolles Beispiel dafür.
Hejo Emons (Emons Verlag)
Es werden Zeiten kommen, da machen Menschen abends ihr Mobiltelefon aus und lesen in Ruhe ein Buch. Wäre ich Therapeut, würde ich das meinen psychisch gestressten Patienten raten. Aber es wird auch neue Konsumformen von Literatur geben, zum Beispiel immer mehr und immer besser gemachte Hörbücher, die man sich mit Stöpseln im Ohr auf dem Fahrrad oder in der Bahn zu Gemüte führen kann. Da werden noch sehr viele Inhalte verkauft werden.
Carel Halff (Bastei Lübbe AG)
Mehr Menschen als früher sind berufstätig, das Medienangebot hat sich vergrößert, das Smartphone verändert unsere Kommunikation, unser Informations- und Einkaufsverhalten. Das Medium Buch muss sich in dieser neuen Umwelt neu behaupten. Wir schaffen das. Unser Verlagsbereich LYX hat zum Beispiel über Social Media hunderttausende junge Frauen neu für das Buch begeistert. Und im Verlag Community Editions sind Influencer die Autoren: You Tuber, Instagrammer und Blogger. Auch hier erreichten wir in kürzester Zeit hunderttausende neue Buch-Fans.
Helge Malchow (Kiepenheuer & Witsch)
Ja, wir müssen als Verlag nicht nur mehr als zuvor begründen, w a r u m ein bestimmtes Buch Teil unseres Programms ist. Wir müssen wegen der Konkurrenz anderer Medien wie Smartphones, Netflix Serien etc. auch die Vorzüge und Stärken des Mediums Buch als solchem in der Öffentlichkeit begründen und betonen. Dieses Wissen kann nicht mehr als selbstverständlich vorausgesetzt werden.
Damian van Melis (Greven Verlag)
Ach je! Ist das nicht Kulturpessimismus? Wir arbeiten lieber konkret an Themen und Büchern. Solche Megafragen überlassen wir den Soziologen.
Stefan Weidle (Weidle Verlag)
Diesen Trend muss man unbedingt stoppen! Wir müssen noch mal quasi neu anfangen, in die Schulen gehen, an den Universitäten Seminare zum Thema Lesen anbieten. Es sind ja nicht nur wir Buchverlage von dieser Entwicklung bedroht, auch die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage trifft das. Lesen bedeutet Schulung der Fähigkeit zur Empathie, weil wir uns in andere Menschen, andere Kulturen hineinversetzen. Der Verlust dieser Fähigkeit führt geradewegs in die Barbarei.
(M.Oe.)
Den ersten Teil der Umfrage gibt es hier zu lesen: Sind Bücher die Rettung vor Hass und Hetze?
Ich glaube Bücher werden nie aussterben, sie werden immer ihr Publikum finden. Dennoch sind Eltern in der Aufgabe früh Lesen zu fördern und ihnen Bücher zu Verfügung zu stellen.
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Absolut ein Aspekt, der zu berücksichtigen ist und in den „Maßnahmenkatalog“ gehört.
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