
Die digitale Konkurrenz ist mitten in der analogen Buchwelt angekommen: Amazon auf der Frankfurter Buchmesse. Foto: Bücheratlas
Der Buchmarkt befindet sich angeblich in einer Krise. Eine Umfrage unter rheinischen Verlegern (Teil 3).
Sabine Cramer (DuMont Buchverlag)
In unserem Verlag geht es eher bergauf. Trotzdem: Es wird schwieriger, unbekannte, neue Autoren durchzusetzen.
Hejo Emons (Emons Verlag)
Schön, dass Sie das Wort „angeblich“ benutzen. Wir merken da nämlich nichts von. Wir werden vielleicht das beste Ergebnis aller Zeiten haben. Natürlich ist die Branche durch Amazon, durch das veränderte Mediennutzungsverhalten der jungen Kunden unter Druck. Aber ich halte es für völlig falsch, eine Krise herbeizureden. Der deutsche Buchmarkt ist der gesündeste Buchmarkt weltweit.
Carel Halff (Bastei Lübbe AG)
Zukunft kommt von Zuversicht. Menschen lieben seit jeher gut erzählte Geschichten, ob als eBook, Audio-Streaming oder als haptisches Buch. Nimmt man alle Formen zusammen, ist unser Markt wirtschaftlich stabil, aber innerhalb des Marktes verändert sich einiges. Veränderungen sind für Unternehmer immer auch Chancen. Ich sehe diese Chancen und konzentriere mich darauf.
Helge Malchow (Kiepenheuer & Witsch)
Die Aufmerksamkeit für unsere Bücher hat nicht nachgelassen, die Verkaufszahlen auch nicht. Dringlicher werden allerdings Fragen aus dem Buchhandel und aus den Medien nach der Notwendigkeit eines Buches. Bücher müssen sich stärker legitimieren durch Substanz und Qualität.
Damian van Melis (Greven Verlag)
Zum einen hilft unser kleines und entschieden qualitätsverliebtes Programm. Zum anderen haben doch gerade heute viele Menschen wieder Lust, richtig gute Bücher zu kaufen. In den Zeiten der beschleunigten Digitalisierung boomt das Geschäft mit sinnlichen, intelligenten und schönen Büchern. Zudem sind wir dankbar für die Unterstützung und Aufmerksamkeit der Buchhändler, der Medien, der Leser – und auch für ein erkennbares Quentchen Glück.
Stefan Weidle (Weidle Verlag)
Der Aufwand für den Vertrieb der Bücher nimmt deutlich zu. Man muss viel mehr Zeit in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stecken, auch selbst Kontakt zum Buchhandel suchen. Und wir produzieren wesentlich weniger Titel als früher. Es geht so einigermaßen, weil wir ein sehr kleiner Verlag sind und sich die Kosten im Rahmen halten. Aber es wird schwieriger, einige Kollegen mussten schon Insolvenz anmelden. Wenn wir die Vielfalt der Verlagswelt erhalten wollen, brauchen wir eine Förderung unabhängiger Verlage, wie sie in der Schweiz und in Österreich seit langem existiert. Bücher sind gute Munition im Kampf gegen den Populismus, eine leise Munition, aber sie wirkt. Das müssen wir erhalten und stärken!
(M.Oe.)
Den ersten Teil der Umfrage gibt es hier zu lesen: Sind Bücher die Rettung vor Hass und Hetze?
Und den zweiten Teil der Umfrage gibt es hier zu lesen: Können Bücher in der digitalen Welt überleben?
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