
Die Fotos in den Fenstern der Restaurants sind eindeutig. Fleisch, viel Fleisch steht in Südkorea auf dem Speiseplan. In Seoul landen wir am ersten Abend in einem Straßenlokal, das auf Geflügel spezialisiert ist. Hähnchenschenkel spicy, Hähnchenschenkel gebraten, Hähnchenschenkel frittiert, Hähnchenschenkel mit und ohne Knochen. „Beschränkt euch beim Bestellen auf eine Portion“, hatte ein Korea-erfahrener Youtuber geraten. Wir folgen seinem Hinweis. Und tun gut daran. Ein Berg von frittierten Fleischteilen liegt vor uns. Vorsichtig greifen wir sie mit metallenen Stäbchen und tunken sie in feurige Saucen, die in kleinen Schalen serviert werden.
Kimchi bei jeder Gelegenheit
In der Pork Street auf der Insel Jeju isst man Schwein. Schwarzes Iberoschwein. Damit das auch jeder begreift, stehen vor den einschlägigen Restaurants Schweinefiguren aus schwarzem Plastik. Fröhlich lächeln sie die Gäste an, fast so, als gäbe es für ein Schwein nichts Schöneres, als vom Menschen verspeist zu werden. Die Kellnerin stellt Schalen mit rohen Pilzen, Gemüse und natürlich mit Kimchi auf den Tisch. Kimchi, fermentierter Chinakohl, der bei keiner Mahlzeit fehlen darf, dazu Platten mit Bauchspeck und anderem Schweinefleisch, das auf einer Grillplatte auf dem Tisch gebraten wird.
Die Auswahl der Speisen ist nicht einfach. Viele Speisekarten sind nur auf Koreanisch. Pech, dass wir die Sprache nicht beherrschen. Übersetzungs-Apps sind gerade bei Speisen oft recht blumig: „Grill mit heißem Grill“, „Huhn aus reinem Fleisch“, „ein kohärentes Gerät“, „Sojasauce am Ende des Tages“, „Das Flügelknick-Lunch“. Auch die Fotos helfen nicht immer weiter.



Ein Lob der Hilfsbereitschaft
Oft muss man sein Menü an einem Computer neben dem Einfang bestellen (und auch gleich zahlen). Selbst eine Kaffee-Bestellung kann so zur Herausforderung werden. Wir drücken hier, wir drücken da. Welches ist die Taste für heißen, welche für kalten Green Tea. Wo steht, dass man zwei Portionen möchte? Und wie vermitteln wir unserem bunt blinkenden „Kellner“, dass wir mit der Kreditkarte zahlen möchten?
Gut, dass die Koreaner ein hilfsbereites Volk sind. Kaum haben wir zögernd die erste Taste gedrückt, springt uns freundlich lächelnd jemand bei und erklärt und gestikuliert und bestellt für uns unwissende Touristen. Wir lächeln verlegen und verneigen uns leicht. Gam-sa-ham-ni-da – vielen Dank. Wenigstens das können wir sagen.
Selbstbedienung in der Schublade
Am zweiten Abend sitzen wir ohne Besteck vor unserem Essen. Keine Löffel, keine Stäbchen. Schließlich entdecken wir alles Nötige in einer Schublade an der Querseite unseres Tischs. Kein Einzelfall. In vielen Restaurants muss sich der Gast selbst mit Besteck versorgen. Auch Servietten und Erfrischungstücher liegen bereit in den hölzernen Schubladen, die den Restauranttischen etwas rührend Altmodisches geben.
Allein die Scheren bringt in der Regel die Bedienung. Große Schneiderscheren, mit denen – schnipp, schnapp – Fisch, Fleisch und sogar Kimchi in handliche kleine Stücke geschnitten werden, die sich bequem mit den Stäbchen greifen lassen. Wir staunen nicht schlecht, als die Kellnerin an unserem dritten Tag zur Schere greift und uns zeigt, was wir damit tun sollen.
Der Kellner ist ein Roboter

Zweimal, und damit ist das Thema Essen erst einmal beendet, brachte uns ein Roboter die bestellten Speisen. Leise surrend näherte er sich unserem Tisch, beladen mit Fleischplatten und Schalen mit heißem Gemüse. Nachdem wir ihn leergeräumt hatten, drehte er ab und verschwand Richtung Küche, erfolgreich programmiert, keinen Tisch und keinen Knöchel zu rammen.
Unser Gam-sa-ham-ni-da hörte er schon nicht mehr.
Petra Pluwatsch
Fortsetzung folgt
aller Voraussicht nach am kommenden Sonntag.
Auf diesem Blog
haben wir bereits zwei Folgen unserer Südkorea-Reise veröffentlicht: Subjektiv ausgewählte Höhepunkte einer Besichtigungsreise (HIER) und Auffälligkeiten im Alltag (HIER).
Es ist doch großartig durch ei Land zu reisen, wo es Neues zu entdecken gibt und nicht nur der überall gleiche Einheitsbrei vorherrscht beim Essen, bet der Kleidung, bei Veranstaltungen….
Danke für die interessanten Berichte
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Genauso ist es! Reisen ist wie Lesen: Wenn es überraschend ist, ist es attraktiv. Herzliche Grüße, P. und M.
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Reines Fleisch mit Blut – Der Albtraum eines Vegetariers. 😝
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Definitiv kein Topziel für jene, die es vegetarisch mögen.
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