Glocken läuten die Premiere ein: Literaturhaus Köln startet mit Ulrike Anna Bleier in die Virtualität

2020-04-16 (7)

Bettina Fischer (links), Leiterin des Literaturhaus Köln, und Ulrike Anna Bleier (rechts), die aus ihrem Roman-Projekt las. Screenshot: Bücheratlas

Der Anfang war in Ordnung. Die Mitte speziell. Und das Ende grandios.

Also erst einmal der Anfang: Da saßen Kölns Literaturhaus-Chefin Bettina Fischer und die Schriftstellerin Ulrike Anna Bleier in ihren jeweiligen Wohnungen und starteten ein neues Kapitel: Literaturhaus Köln virtuell. Die technische Unterstützung dafür gab’s von der Volkshochschule Köln. All das wegen Corona, ist ja klar, da sitzt man eben nicht dicht an dicht am Großen Griechenmarkt, sondern gemeinsam in der Cloud. Klingt himmlisch.

Irgendwie himmlisch auch, als um 19.30 Uhr, just zu Beginn der Premieren-Lesung, die Glocken der Luther-Kirche läuteten. Dann setzte Ulrike Anna Bleier, Autorin der Romane „Schwimmerbecken“ und „Bushaltestelle“, mit der Versicherung ein, dass ihr die Zuerkennung eines Dieter-Wellershoff-Stipendiums viel Luft für die Weiterarbeit an ihrem Roman „Spukhafte Fernwirkung“ ermöglicht habe. Mittlerweile zähle das Manuskript 210 Seiten. Ein paar davon wolle sie lesen.

Leider wurden wir – nach einem eingefrorenen Bild – unversehens aus der Übertragung katapultiert. Dabei waren wir doch schon seit Tagen als Teilnehmer dieses „Webinars“ – wie das bei der VHS heißt – angemeldet gewesen. Der durchaus verzweifelte Versuch, noch über einen Shortlink am Ball zu bleiben, misslang ebenfalls. Die Botschaft lautete: „Eine Anmeldung zu diesem Webinar ist leider nicht mehr möglich, da die maximale Teilnehmerzahl erreicht wurde.“ Das las sich so, als schaute die ganze Welt zu – nur wir nicht.

Aber der digitale Kosmos steckt voller schöner Winkel. In einem entdeckten wir unser Smartphone und fanden solcherart zurück zur Lesung. Man darf es betonen: Was da zu hören war, weckt schönste Erwartungen an das vollendete Buch, das möglicherweise im nächsten Jahr erscheint.

Überdies bot dieses Finale das ganze Füllhorn, das eine Livelesung im Netz zu bieten hat. Vom Hustenreiz beim Stichwort „Birke“ bis zur raschelnden Fahndung nach der letzten Manuskriptseite. Apropos Birke: „Birken sind die Giraffen unter den Bäumen“, heißt es im Text, „wegen ihrer Sanftmut und ihrer Helligkeit“.

Aber auch als dann Schluss war, war noch nicht richtig Schluss. Da tauschte sich das Trio über die ersten Eindrücke aus und gab Hinweise auf das jeweilige Setting: Ulrike Anna Bleier hatte ihre „ganz wilde“ Pinwand freigeräumt; Bettina Fischer deutete an, bald das Zimmer ihrer Tochter räumen zu müssen, auch im eigenen Interesse; und Irene Ofteringer von der VHS erklärte das Objekt in ihrem Rücken zum Schlafzimmerschrank. Ulrike Anna Bleier stellte dann noch die Frage, die jetzt von Literaturhaus und VHS geklärt wird: Kann eine Aufzeichnung der Lesung abgerufen werden? Aber auch eine Überprüfung der Ton- und Bildqualität wäre keine schlechte Idee. Denn es geht ja weiter.

Der nächste Auftritt des virtuellen Literaturhauses Köln findet am 23. April 2020 statt. Dann liest Bastian Schneider, ebenfalls ein Dieter-Wellershoff-Stipendiat. Eine Woche später wiederum folgt Gunther Geltinger (30. April).

Martin Oehlen

 

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