
Sieg in der Stichwahl: Birgit Birnbacher erhält den Bachmann-Preis 2019. Yannic Han Biao Federer sitzt so günstig, dass er als erster gratulieren kann. Szene aus der Live-Übertragung auf 3sat. Foto: Bücheratlas
„Am Ende wird alles gut“ sagte die Vertreterin von 3sat, die am Sonntag den Preis des Senders an Yannic Han Biao Federer überreichte. Es war die vierte und letzte Auszeichnung, die bei der öffentlich übertragenen Abstimmung im Rahmen der 43. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt überreicht wurde. Und alles andere, als nun endlich den Autor des Textes „Kenn ich nicht“ auszuzeichnen, wäre ein Bachmann-Preis-Desaster gewesen. So spannend war die Entscheidung wohl selten zuvor in all den Jahrzehnten gewesen.
Denn tatsächlich wurden alle drei vorangegangenen Auszeichnungen jeweils in der Stichwahl entschieden – und Federer war immer dabei. Doch jedes Mal zog er mit dem knappest möglichen Ergebnis von 4 zu 3 Stimmen den Kürzeren, jedes Mal auch war es der Juror Klaus Kastberger, der beim Stand von 3 zu 3 mit seiner Stimme, so wollte es der Zufall, den Ausschlag gab.
Das war sogleich beim Hauptpreis so, also dem Bachmann-Preis, den Birgit Birnbacher für „Der Schrank“ gewann. Eine Prosa sei das, so sagte es Juror Stefan Gmünder in seiner Laudatio, die in einer knisternden Sprache von Zusammenbrüchen handele und an Becketts „Endspiel“ erinnere. Auch beim Deutschlandfunk-Preis für Leander Fischer und beim Kelag-Preis für Julia Jost war die Abstimmung so knapp – knapper geht’s nicht. Der Publikumspreis, bei dem die Jury keine Rolle spielte, ging dann noch an Ronya Othmann.
Jurorin Hildegard Keller sagte in ihrer Laudatio auf Yannic Han Biao Federer, der in Köln lebt, dass in seinem „Gestöber aus Alter Egos Trauerarbeit geleistet“ werde. Mit „bewundernswerter Nonchalance“ werde hier zudem über ethnische Festlegungen geschrieben und der Hinweis gegeben, dass es darauf ankomme, die eigene Lebensrolle selbst zu schreiben. Mit ihrem letzten Abstimmungs-Satz hat sich die Jury am Sonntag für diesen Text entschieden, über dessen letzten Satz sie nach der Lesung am Freitag lange gestritten hatte. So war am Ende alles gut.
Martin Oehlen
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