„Keine Angst“ – Luxor in sechs Etappen (3)

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Über die jeweils aktuelle Sicherheitslage informiert das Auswärtige Amt auf seiner Homepage. Fotos: Bücheratlas

3. Die Sicherheit

Wie es um die Sicherheit im Land bestellt ist, merkt der Besucher gleich nach der Landung. Noch warten wir, dass uns der Flughafenbus zum Terminal fährt, da nähert sich ein achtköpfiger  Reinigungstrupp der Maschine– und jedes seiner Mitglieder wird, bevor es die rückwärtige Gangway betreten darf, einer Leibesvisitation unterzogen. Gut, die Kontrolle hat eher symbolischen Wert, weil man sich kennt und das Abtasten daher sehr zügig vonstattengeht. Bruderkuss inklusive. Aber die Botschaft ist klar: Es wird aufgepasst! Das ist gut so.

Gerne würde der Staat ein anderes Bild zeichnen. „Ägypten ist das sicherste Land in Arabien“, sagt uns ein Gesprächspartner. Und ein anderer meint: „Verrückte gibt es doch in allen Religionen. Aber abgesehen davon leben bei uns alle friedlich zusammen – Moslems, Christen, Juden.“

Zwar können Terroristen überall zuschlagen, aber dass sie es auch in Ägypten tun, sollte bekannt sein. Ende Dezember gab es einen Anschlag auf einen Touristenbus bei den Pyramiden von Gizeh, zuvor kam es zu Überfällen im Badeort Hurghada. Auch koptische Christen sind mehrfach Opfer von Attacken geworden. Wer die Hinweise des Auswärtigen Amtes liest, ist im Bilde.

Die Polizei ist dort, wo Touristen sich bewegen, allgegenwärtig. An jeder Kreuzung, vor jedem öffentlichen Gebäude, vor Banken und Kirchen stehen Polizisten Wache, mit Schutzwesten und schusssicheren Schutzschilden mit Schießscharte, hinter Gittern und auch mal im betonierten Wachturm. Vor dem Luxor-Tempel, gleich an der Corniche, ist dauerhaft (in unserer Woche) ein Panzerwagen stationiert, auf dessen Dach ein Polizist hinter einem Schnellfeuergewehr sitzt.

Waffen sieht man allenthalben. Auch bei Menschen, die keine Uniform tragen, aber offensichtlich in offizieller Mission unterwegs sind.

Als wir mit dem PKW nach Abydos fahren wollen, muss die Tour vorab genehmigt werden. Die schnelle Wüstenstrecke, sagt unser Führer, dürfe er mit uns aus Sicherheitsgründen nicht nehmen. Die Polizei habe nicht genug Kräfte, um diese zu bewachen. Also geht es über die Dörfer mit ihren vielen Bodenwellen und Kontrollen. Was man dabei zu sehen bekommt, ist allerdings ein tolles orientalisches Schaustück. Wir sind dankbar dafür, dass es nicht schneller vorangeht. Die Fahrt nach Abydos dauert über zwei Stunden. Zwölfmal werden wir in der Zeit von der Polizei kontrolliert. Auf drei Teilstrecken werden wir eskortiert – mal von einem Jeep mit  vier Mann hoch und mit Maschinengewehren im Anschlag, mal etwas entspannter von einem Polizei-Motorrad.

Unser Reiseführer, die Hände zur Fahrzeugdecke reckend, ruft lachend: „Keine Angst!“ Hatten wir auch nicht. Unsicher haben wir uns nie gefühlt. Nur die Vielzahl der Waffen fällt auf. Und irritiert auch. Beim Sicherheitscheck vor dem Rückflug winkt eine Beamtin, die ihr hellblaues Smartphone zwischen Ohr und schwarzem Kopftuch festgeklemmt hat, einen Kollegen herbei. Sie begrüßt ihn mit strahlendem Lächeln, worauf der seine Hände hebt und dadurch den Colt freilegt, der ihm hinten im Hosenbund steckt.

Martin Oehlen

Bereits nachzulesen sind die Ägypten-Beiträge „Das Ziel“ und „Tempel-Tips“.

Es folgen Beiträge zu den Ägypten-Themen „Zur Lage der Nation“, „Bakschisch“ und „Literatur und Logis“.

 

 

 

2 Gedanken zu “„Keine Angst“ – Luxor in sechs Etappen (3)

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