Das Kölner Römergrab: „Mehr Antike geht nicht“

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Den Sarkophag schmückt ein Relief, das sich an den Seiten etwas bescheidener fortsetzt und auf der Rückseite verliert. Er sollte wohl ursprünglich an eine Wand gerückt werden. Vermutlich ist der Sarkophag aus Rom importiert worden, was ein Hinweis sein mag auf die finanziellen Möglichkeiten des kölnischen Römers, der ihn bestellt hat. Fotos: Bücheratlas

Es ist vermutlich die am wenigsten bekannte Attraktion der an Attraktionen durchaus reichen Römerstadt Köln: Das Römergrab an der Aachener Straße in Weiden. Schon in der Antike war die Via Belgica eine herausragende Verkehrsachse. Auf dem Gutsgelände, einer Villa, ist die Grabkammer im dritten Jahrhundert nach Christus errichtet worden, damals neun Kilometer vom antiken Zentrum entfernt. Und Dirk Schmitz, Abteilungsleiter in der Kölner Denkmalpflege, sagt: „Mehr Antike geht nicht.“ Wer ein ähnlich gut erhaltenes, mit üppig dekoriertem Sarkophag, Nischen und Büsten und zwei steinernen Korbstühlen ausgestattetes Grab am Originalort besichtigen will, müsse schon bis Italien fahren. Eine Kammer ist dies, in der sich einst die Verwandten regelmäßig versammelten, um mit den Verstorbenen ein Mahl einzunehmen. Darauf deuten viele Elemente in diesem Raum „von stadtrömischer Qualität“ hin: Die Grabkammer als Speiszimmer.

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Das Bildprogramm deutet darauf hin, dass Speisen und Getränke auch in einer Grabkammer …

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… eine Rolle spielen. Auf dem unteren Bild sind drei leicht bekleidete Herren mit dem Ausquetschen von Weintrauben befasst.

Schmitz, der jüngst mit der Entdeckung der römischen Bibliothek in Köln hervorgetreten ist, gehört zu den Ehrenamtlern, die sich für dieses prächtige Denkmal einsetzen. Der Förderverein, dem Prof. Heinz Günter Horn vorsteht,  setzt sich seit 2017 für diese Sehenswürdigkeit ein, die sich im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen befindet.  Im kommenden Jahr soll ein Informationszentrum im benachbarten, ebenfalls denkmalgeschützten und 1848 von Ernst Friedrich Zwirner errichteten „Wärterhaus“ eingerichtet werden. Bürgerschaftliches Engagement der besten Art. 

Im Jahre 1843 ist das Grab entdeckt worden. Die Archäologen jener Jahre, sagt Schmitz bei einer Führung, haben damals „qualitätsvolle Arbeit“ geleistet.  Die Bergleute, die mit der Erschließung betraut waren, hätten die Fundsituation zuverlässig dokumentiert. Und als dann die Gefahr aufkam, den ganzen Komplex  nach Belgien zu transportieren, wurde 1848 ein Schutzbau über dem Grab errichtet, der noch heute ansprechend ist. Nach Ansicht von Dirk Schmitz ist das Römergrab auch „ein Leuchtturm früher Denkmalpflege“.

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Die originalen Porträtbüsten (oben und unten) stehen auf Marmorplatten in den Seitennischen.

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Der Kopf der linken der beiden Frauen ist auf eine Figur gesetzt worden, deren freizügiges Gewand von einer Aphrodite-Statue stammen könnte.

Die einstündigen Führungen, die einmal im Monat stattfinden, sind aktuell auf Wochen hinaus ausgebucht. Sie lohnen sich sehr – wegen des Grab-Denkmals, aber auch wegen der hoch kompetenten Führungen.

Martin Oehlen

Förderverein Römergrab Weiden, c/o Römisch Germanisches Museum, Roncalliplatz 4, 50667 Köln

Anmeldungen zu Führungen unter (0221) 22124425. Der Eintritt kostet 5 Euro.

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Das Römergrab an der Aachener Straße 1328 in Köln-Weiden Foto: Bücheratlas

2 Gedanken zu “Das Kölner Römergrab: „Mehr Antike geht nicht“

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