Lockdown, Laetitia und linke Schuhe: Cay Rademachers neuer Provence-Krimi „Geheimnisvolle Garrigue“

Frankreich in Zeiten der Pandemie: Auch Marcel Proust trägt Maske. Foto: Bücheratlas

Es ist der März des Jahres 2020: Lockdown in Frankreich. Nichts geht mehr im provenzalischen Örtchen Gadet. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, die Menschen zur Einhaltung der Ausgangssperre zu bewegen.  Ausgerechnet jetzt wird eine junge Frau vermisst.

Zwei Frauen werden vermisst

Laetitia Fabre ist kurz vor Beginn des Lockdowns von einer morgendlichen Fahrradtour nicht zurückgekehrt. Allein ihr linker Schuh wird am Ufer eines alten Kanals gefunden. Und weckt ungute Erinnerungen an eine Mordserie vor 23 Jahren. Damals verschwanden vier junge Frauen spurlos – der Täter hinterließ am Eingang des Tunnel du Rove lediglich die linken Schuhe der Opfer als sein „Markenzeichen“. Die Leichen der „Disparues du Rove“ hingegen wurden nie gefunden, der Täter blieb unentdeckt. Doch jetzt, 23 Jahre später, kommt wieder Fahrt in die Sache. Als eine zweite junge Frau vermisst gemeldet wird, scheint der Bezug zu den alten Fällen offensichtlich.

Cay Rademacher hat mit „Geheimnisvolle Garrigue“ einen weiteren Band seiner Capitaine-Roger-Blanc-Reihe vorgelegt. Noch weiß niemand, wie gefährlich das neue Virus ist. Masken sind Mangelware, und nicht jeder ist begeistert von den Maßnahmen der französischen Regierung, die auf eine radikale Ausgangssperre setzt. Der Autor schildert ein Land im Ausnahmezustand, und so manches, was wir selber vor nicht allzu langer Zeit erlebt haben, liest sich wie ein Science-Fiction-Roman. Wie war das noch, als man mit einem Pappbecher mit Kaffee am Bordstein hockte, weil alle Cafés dicht waren? Als die Straßen so gespenstisch leer waren, dass einem das Gruseln kommen konnte? Schon allein das Setting macht diesen Krimi zu einer beeindruckenden Lektüre.  

Capitaine Blanc drückt aufs Tempo

Capitaine Blanc setzt alles daran, den neuen Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Wer weiß, ob nicht noch weitere junge Frauen verschwinden. Gleichzeitig kommt er dem Täter der alten Mordserie Schritt für Schritt näher. Mag sein, dass der ein oder anderer Leser früher als der Capitaine ahnt, wer damals zum Mörder geworden ist. (Im Fall der von Natur aus neugierigen Rezensentin lag es allerdings daran, dass sie einmal ein wenig vorgeblättert hat.)

„Geheimnisvolle Garrigue“ ist ein durch und durch spannender, gut geschriebener und aktueller Kriminalroman. Aber von Cay Rademacher haben wir auch nichts anderes erwartet.

Petra Pluwatsch

Auf diesem Blog

gibt es zahlreiche Beiträge von und über Cay Rademacher. Zuletzt haben wir HIER den Band Schweigendes Les Beaux veröffentlicht. Ein Dauerbrenner ist unser Hausbesuch beim Autor in der Provence, der HIER nachzulesen ist.

Cay Rademacher: „Geheimnisvolle Garrigue“, DuMont, 430 Seiten, 17 Euro. E-Book: 11,99 Euro.

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