Mit Cay Rademacher durch die Provence: „Schweigendes Les Baux“ ist der achte Fall für Capitaine Roger Blanc

Foto: Bücheratlas

Fahren Sie nach Carrières de Lumières“, riet uns der Autor, als wir ihn vor einigen Sommern in der Provence besuchten. „Die Show dort ist fantastisch.“ Er selber habe sie schon einige Male besucht.  Dass er die „Steinbrüche des Lichts“ als Schauplatz für einen Mord ausersehen hatte, verriet uns Cay Rademacher damals nicht. Doch nun ist es raus: In seinem aktuellen Krimi „Schweigendes Les Baux“ spielt der aufgegebene Steinbruch bei Les Baux eine wichtige Rolle. Die spektakulären Ausstellungen, bei denen berühmte Gemälde in Übergröße an die Wände projiziert werden, ziehen alljährlich hunderttausende Neugierige an.

Für den Pariser Privatdetektiv Patrick Ripert allerdings nimmt der Besuch des Kunstspektakels kein gutes Ende. Nach dem Ende der Show wird er tot in seinem Blut gefunden. Jemand hat dem Experten für verschwundene Kunstwerke mit einem tiefen Schnitt die Kehle durchtrennt.

Doch was hat den Kunstdetektiv überhaupt in die Carrières de Lumières geführt? Eine Frage, die Capitaine Roger Blanc und seine Kollegen zu einem reichen PR-Manager aus Paris führt. Charles Féraud ist aus dem Großstadtleben ausgestiegen. Jetzt lebt er mit seiner Familie in einem prächtigen alten Gutshaus bei Les Baux und baut Mandeln an. Nicht jeder in der Familie war damals glücklich über den Umzug aufs Land, und jedes Mitglied reagierte anders auf den erzwungenen Ortswechsel. Ein Sohn faulenzt sich durchs Leben, die Tochter ist zum drogensüchtigen Wrack mutiert. Sonia,  Férauds schöne Ehefrau, scheint nur noch körperlich anwesend zu sein. Allein Bruno, der Älteste, ein verschrobener Einzelgänger mit einem undurchsichtigen Lebenslauf, fühlt sich offensichtlich wohl in der ländlichen Idylle.

Cay Rademacher, selber in der Nähe von Salon-de-Provence zu Hause, schildert eine marode Familie, deren Auflösung durch den Diebstahl eines kleinen Gemäldes rasant an Fahrt aufnimmt. Nur eine Person aus dem Familien- oder Freundeskreis kann Férauds Lieblingsbild, das Porträt eines jungen Mädchens, aus dem Haus entwendet haben. Doch ehe Patrick Ripert, den der Hausherr mit dem Fall betraut hat, die Sache aufklären kann, wird der Detektiv ermordet. Schon bald ist klar, dass der Diebstahl des Gemäldes nur die Spitze des Eisbergs ist und es hier um ein Verbrechen von einer ganz anderen Dimension geht.

Wie schon die Vorgängerbände entpuppt sich die achte Folge der Roger Blanc-Reihe als ein spannender, vielschichtigter Kriminalroman, durch den man sich mit Freude hindurchknuspert. Da gibt es Finten und falsche Fährten, viele interessante Nebenschauplätze, und auch das Privatleben des Ermittlers kommt nicht zu kurz. Dass die Lektüre zudem Lust macht auf einen Trip nach Südfrankreich, versteht sich von selber. Cay Rademachers Bücher taugen hervorragend als Reiseführer. Nur das Örtchen Gadet, wo Blancs Arbeitsplatz ist, sollte man nicht auf der Landkarte suchen. Das nämlich existiert allein in der Fantasie des Autors.

Petra Pluwatsch

Auf diesem Blog finden sich noch andere Beiträge zu Cay Rademacher – auch ein Interview (das gibt es HIER), ein Gastbeitrag (HIER) und ein Hausbesuch in Südfrankreich (HIER). Weiteres ist leicht auffindbar über die Suchmaske und das Stichwort „Rademacher“.

Cay Rademacher: „Schweigendes Les Baux“, DuMont, 416 Seiten, 16 Euro. E-Book 11,99 Euro.

2 Gedanken zu “Mit Cay Rademacher durch die Provence: „Schweigendes Les Baux“ ist der achte Fall für Capitaine Roger Blanc

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