Literaturhaus Köln eröffnet zweite Lockdown-Staffel: Ingo Schulze über seinen Roman „Die rechtschaffenen Mörder“

Ingo Schulze (unten rechts) mit Moderator Ulrich Noller (unten links), Literaturhaus-Leiterin Bettina Fischer (oben rechts) und Irene Ofteringer von der VHS Köln (oben links) Screenshot: Bücheratlas

Schon im Frühjahr hatte Ingo Schulze seinen Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ (S. Fischer) im Literaturhaus Köln vorstellen wollen. Damals musste die Veranstaltung wegen des ersten Corona-Lockdowns verschoben werden. Als Ausweichtermin wurde ein Termin in diesem November gefunden. Doch wie beim Märchen vom Hasen und dem Igel sagte das Virus frech: „Ick bün all hier!“ Der zweite Lockdown, wenn auch light, sorgte abermals für eine verschlossene Literaturhaustür.

Aber mittlerweile hat man einige Erfahrungen gesammelt, um der Krise die Stirn zu bieten. So fand die Begegnung von Ingo Schulze und Moderator Ulrich Noller eben online statt, abermals in Kooperation mit der Kölner Volkshochschule.

Ingo Schulze meint zwar, dass es „schöner ist, wenn man sich richtig sehen kann.“ Aber so eine Streaming-Veranstaltung könne schon mehr sein als ein Notbehelf. Allerdings – die Fragen des Publikums fehlten ihm. Durch diese lerne er einiges über den Roman, den er geschrieben habe: „Das Publikum stellt Fragen, an die ich gar nicht gedacht habe.“

Nicht auf alle Fragen, die ihm jetzt vom Moderator gestellt wurden, mochte Ingo Schulze in absoluter Klarheit antworten. Ob er das Bundesverdienstkreuz höher bewerte als den Deutschen Buchpreis? Man muss befürchten: eher nicht.  Ob er die literarische „Stimme des Ostens“ sei? Eigentlich nicht, aber andererseits komme er aus dem Osten. Was sein Romanheld Paulini für ein Typ sei? Kann man nicht so genau sagen. Basiert die Geschichte auf eigenen Erfahrungen? Für ihn als Autor sei es schwer, die im Text enthaltenen eigenen Erfahrungen zu erkennen.  

Diese Uneindeutigkeit passt allerdings perfekt zum Roman. Denn die Geschichte um den Antiquar, der den Boden unter den Füßen verliert, vermittelt vor allem dies: Mit der Eindeutigkeit in der Beurteilung ist es nicht so einfach. Ambivalenz ist unser täglich Brot. „Das beschäftigt mich schon sehr“, sagte Schulze, „wie man versucht, eine Eindeutigkeit zu leben, und andererseits das, was unser Leben ausmacht, nämlich die Widersprüchlichkeit, anzuerkennen.“

Martin Oehlen

Eine Besprechung des Romans „Die rechtschaffenen Mörder“ findet sich HIER .

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