Die Pariserinnen sind schön und verführerisch. Sie tragen schon morgens knallroten Lippenstift. Ihre zarten Näschen sind stets perfekt gepudert, ihre Stilettos schwindelerregend hoch und ihre Röcke so eng, dass sie nur trippeln können. Das ist natürlich Kokolores. Ein Mythos, vielfach besungen und zum Vorbild hochstilisiert für den Rest der (weiblichen) Welt.
Doch wie sind sie denn nun wirklich, die Frauen von Paris? Eine Frage, auf die es viele Antworten gibt. Einige davon finden sich in einem wunderbaren Buch mit dem Titel „La Parisienne“. Geschrieben hat es die amerikanische Journalistin Lindsey Tramuta, Wahlpariserin seit 2006 und Korrespondentin für die „New York Times“ und verschiedene Reise- und Food-Magazine.
Jahrelang sei auch sie dem Klischee von der Pariserin als „weiße, heterosexuelle, schlanke, verführerische und mit Oberflächlichkeiten beschäftigte Frau“ aufgesessen, das von Tourismusverbänden und Magazinen „gepflegt, neu erfunden und als Neuheit weiterverbreitet“ werde. Wenn sie heute durch die Straßen von Paris fahren, sehe sie fast keine Frau, die „dem feinsäuberlich erfundenen, aber erschöpften Avatar“ gleiche. „Die Frau, die ich sehe, ist weiß, schwarz, Araberin, Jüdin, Muslima, Asiatin, Afrikanerin, Südamerikanerin, schlank, mollig, klein und hochgewachsen. Es sind Lehrerinnen, Ladenbesitzerinnen, Unternehmerinnen, Mütter, Mentorinnen, Schriftstellerinnen, Sängerinnen, Künstlerinnen, Innovatorinnen, Chefs.“ Und sie alle kommen in „La Parisienne“ zu Wort.
Lauren Bastide zum Beispiel, die aus Orléans nach Paris kam und einige Jahre Chefredakteurin bei der Zeitschrift „Elle“ war. Bis sie den hochbezahlten Job hinwarf, weil sei erkannt hatte, „dass ihr Zielpublikum eigentlich gar nicht existierte“. Heute betreibt sie den Podcast „La Poudre“ und gibt auch benachteiligten und diskriminierten Menschen eine Stimme.
Die Architektin und Designerin Aline Asmar d’Amman stammt aus dem Libanon und machte sich in Paris einen Namen mit der Sanierung des altehrwürdigen „Hôtel de Crillon“. Inna Modja ist Sängerin, Songwriterin und Aktivistin – eine „Überlebenskünstlerin“ aus Mali, die als Fünfjährige das Opfer einer Genitalverstümmelung wurde und heute „ohne Einschränkungen sagt, dass sie glücklich ist“. Sarah Sauquet arbeitet als Lehrerin und hat eine App entwickelt, die Menschen das Lesen von Klassikern nahebringen soll.
Mit mehr als 40 Frauen hat Lindsey Tramuta gesprochen: mit „Visionärinnen“, „Genussbereiterinnen“, „Geschichtenerzählerinnen“ und „Aktivistinnen“. Die tollen Porträtfotos stammen von Joann Pai. Herausgekommen sind dabei Geschichten von mutigen, von witzigen und klugen Frauen, die ihr Leben selber in die Hand genommen und ihre Träume, so verwegen sie auch gewesen sein mögen, verwirklicht haben. Dazu gibt es von jeder von ihnen Tipps zu Lieblingsorten und -geschäften. Die mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete und auch bei uns gefeierte Schriftstellerin Leila Slimani beispielsweise preist die Nationalbibliothek an, lobt ihren Stadtteil Pigalle und findet Inspiration im Musée d’Orsay.
„La Parisienne“ – der etwas andere Blick auf eine der schönsten Metropolen der Welt.
Petra Pluwatsch
Lindsey Tramuta (Text), Joann Pai (Fotos): „La Parisienne. Das neue Paris – die Stadt der Frauen“, Midas Collection, 320 Seiten, 28 Euro .

Das hat jetzt gerade noch gefehlt, so als Kaufanstoß! Schon eine ganze Weile befindet sich das schöne Buch auf meiner Wunschliste…
Danke!
Gruß von Sonja
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Liebe Sonja – prima! Das ist tatsächlich ein schöner Paris-Band! Viel Spaß beim Lesen, Martin und Petra
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Ach super, eine Kollegin zieht demnächst nach Paris. Das Buch schenke ich ihr. Das wird die Vorfreude schüren! Und schau vorher mal rein, vielleicht besuche ich sie ja 😊 liebe Grüße Janna
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Prima! Die Tipps im Buch sind ganz bestimmt eine gute Paris-Vorbereitung, klingen alle gut und sind oft sehr speziell. Viel Spaß beim Lesen und erst recht beim Reisen, Martin und Petra
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