Dieter-Wellershoff-Stipendien 2020 gehen an Adrian Kasnitz und Tilman Strasser

Die Stadt Köln hat bekannt gegeben, wer in diesem Jahr die beiden Dieter-Wellershoff-Stipendien erhält. Im Folgenden der Wortlaut der Meldung:

Adrian Kasnitz (Jahrgang 1974) und Tilman Strasser (Jahrgang 1984) erhalten die Dieter-Wellershoff-Stipendien für das Jahr 2020. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien wurden im Jahr 2018 erstmals vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben und im Zuge der Autorenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet. Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Sonja Herrmann, Martin Mittelmeier und Martin Oehlen, wählte die Preisträger aus 16 Einsendungen aus. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die eingereichten Exposés und Textproben.

Adrian Kasnitz hat bereits zwei Romane sowie zahlreiche Lyrik- und Essaybände vorgelegt und ist außerdem Übersetzer, Mitherausgeber der „parasitenpresse“ und Gastgeber des Literaturklub Köln. Sein Romanprojekt „Der Schatten“ überzeugte die Jury, die ihre Wahl so begründete: „Als der Vater im Sterben liegt, wird der Erzähler mit einer Zeit und Welt konfrontiert, die er gründlich hinter sich gelassen zu haben wähnte: das mühevolle Aufwachsen auf einem abgelegenen Hof in Masuren, die ersten Schritte in ein anderes, eigenes Leben am Rand einer mittelgroßen Stadt in Nordrhein-Westfalen, die zunehmend konfliktbehaftete Beziehung zu seiner Familie. Adrian Kasnitz‘ Text erzählt von der Bedeutung der Herkunft, von Abschied und Aufbruch, Fremdsein und Identität – voll spannungsvoller Ruhe, sinnlicher Intensität und zarter Archaik.“

Tilman Strassers Debütroman „Hasenmeister“ erschien 2015, außerdem publiziert er regelmäßig in Anthologien und Literaturzeitschriften und ist als Journalist, Drehbuchautor und Literaturvermittler tätig. Er bewarb sich mit seinem Romanprojekt „Gespinst“, in dem der Erzähler den Tod seiner Tochter, die wenige Wochen nach der Geburt gestorben ist, nicht akzeptiert. „In seiner Verzweiflung und seinem Wahn, ein Trugbild seiner Tochter am Leben zu halten, verstrickt er sich in alternative Welterklärungen und esoterische Verschwörungstheorien – und versucht, die Existenz „freier Energie“ zu beweisen, was gründlich schiefgeht. Tilman Strassers Text überzeugt durch seine Verbindung von komischen und tragischen Elementen, von persönlichen und globalen Katastrophen – und durch den formal anspruchsvollen Zugriff auf eine komplexe Themenkonstellation“, so die Jury.

Die für den 2. April 2020 im Literaturhaus geplante Veranstaltung mit Ulrike Anna Bleier und Bastian Schneider, Dieter-Wellershoff-Stipendiatin und –stipendiat des Jahres 2019, kann aufgrund der Coronakrise nicht in angekündigter Form stattfinden. Bitte beachten Sie dazu die Hinweise auf www.literaturhaus-koeln.de.

Der Autor Dieter Wellershoff ist am 15. Juni 2018 im Alter von 92 Jahren in seiner Wahlheimat Köln gestorben. Er schrieb Romane, Novellen, Erzählungen, Lyrik, Essays und Drehbücher und hat die Literatur der Bundesrepublik maßgeblich beeinflusst – nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Lektor. Seit dem Jahr 2018 werden unter seinem Namen jährlich zwei altersunabhängige Arbeitsstipendien an professionelle Schreibende vergeben, die in Köln leben. Sie dienen dazu, dass diese sich für die Zeit der Förderung ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang auf die Fertigstellung eines bereits begonnenen literarischen Publikationsvorhabens konzentrieren können. Die Stipendien sind mit jeweils 12.000 Euro dotiert und werden 2020 zum dritten Mal vergeben. Die Stipendien werden als Teil jener Maßnahmen verstanden, mit denen die Stadt Köln – mit Unterstützung des Kölner Literaturhauses – die positive Entwicklung der Kölner Literaturszene (siehe beispielsweise „Schreibraum Köln“, „Kölner Literaturnacht“) stärken möchte.

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