
Das Leuchtzeichen am Großen Griechenmarkt Foto: Bücheratlas
Das Kölner Literaturhaus blickt entschieden optimistisch ins neue Jahr. Bettina Fischer, die Leiterin der Institution am Großen Griechenmarkt, sieht die Entwicklung ihres Hauses wie auch der gesamten Kölner Literaturlandschaft „positiv“. Vom Publikum und aus der Szene selbst gebe es „viel motivierenden Zuspruch“. Überhaupt sei zu beobachten: „Literatur in Köln wird sichtbarer.“ Und im Literaturhaus wisse man immer besser, sagt Fischer, „wie wir die Mittel, die man uns zur Verfügung stellt, für attraktive Veranstaltungen und zum Vorteil der Literaturszene einsetzen können“.
Was das konkret bedeutet, zeigt das Programm für das neue Quartal. „Wir setzen mit Vladimir Sorokins Groteske »Manaraga« gleich zu Anfang einen starken literarischen Akzent“, sagt Fischer. Der russische Schriftsteller blickt ins Jahr 2037, in dem der heißeste Gourmet-Trend unter dem Motto „Book ’n‘ Grill“ angeboten wird. Dazu werden die Speisen auf den Flammen der literarischen Klassiker zubereitet. Auf der Karte finden sich beispielsweise Thunfischsteak auf „Moby Dick“ oder Schaschlyk vom Stör auf dem „Idioten“ (ein Band reicht für acht Spieße). Sorokin wird am 10. Januar alles Weitere aufdecken.
Ebenso sei Ursula Krechel mit „Geisterbahn“, sagt Bettina Fischer weiter, ein „wichtiger Höhepunkt“; die Autorin wird am 7. Februar ihren Roman vorstellen, in dem von den Kontinuitäten der NS-Zeit in den 50er Jahren die Rede ist. „Und mit wachsender Begeisterung habe ich in den letzten Tagen die »Berlin«-Trilogie des amerikanischen Comiczeichners Jason Lutes gelesen“; er schildere die deutsche Entwicklung zwischen 1928 und 1933 auf meisterhafte Weise. Lutes tritt am 5. Februar auf.
Insgesamt werden im ersten Quartal 21 Veranstaltungen angeboten. Darunter sind auch Auftritte von Kölner Autoren. So stellt Julia Trompeter ihren Roman „Frühling in Utrecht“ am 14. Februar in einer Premierenlesung vor. Darin geht es um Klara, die einen deutsch-niederländischen Kulturvergleich anstellt. Gut möglich, dass Trompeter persönliche Erfahrungen aus ihrer Studienzeit an der Universität Utrecht einfließen lässt.
Noch ein Debüt – diesmal allerdings nicht nur eines für ein Buch, sondern zudem für einen Autor: Yannic Han Biao Federer, derzeit Mitarbeiter im Literaturhaus, stellt seinen bei Suhrkamp erscheinenden Roman „Und alles ist wie Pappmaché“ am 21. Februar vor. Es ist ein feines erzählerisches Mosaik, in dem aus vielen Perspektiven die Lebensweisen und -ansichten einer Gruppe Jugendlicher geschildert werden. Während im Hintergrund die Türme des World Trade Centers einstürzen, müssen Jian, Anna, Frank und all die anderen schauen, was ihnen der jeweilige Rest des Lebens bringen könnte.
Ebenfalls bei Suhrkamp erscheint Gunther Geltingers Roman „Benzin“, der vom Verlag als Spitzentitel des Frühjahrs aufgeboten wird. Es ist die Geschichte von Alexander und Vinz, die auf einer Fahrt durch Südafrika versuchen, ihre Beziehung zu klären. Als sie einen jungen Mann anfahren, eskalieren die Emotionen. Geltinger wird diese „Geschichte über Vorurteile und Souveränität, über Vertrauen und Verrat“ (so das Programmheft) am 14. März erläutern.
Der Tisch – wenn man so sagen darf – ist also gedeckt. Gleichwohl hat Bettina Fischer durchaus noch einen Wunsch fürs neue Jahr: „Wunderbar wäre es, wenn wir durch neue Mitglieder unterstützt würden.“ Zwar ist das Literaturhaus in Köln eines mit besonders vielen Mitgliedern im Lande. Aber weiter wachsen zu wollen, ist ja eine schöne Ambition.
Martin Oehlen