Der Baum, der wie ein Zombie aussieht: Marc Engelhardt porträtiert in der Reihe Naturkunden den Baobab

Warum der Baobab in Deutschland auch Flaschenbaum genannt wird, erschließt sich recht schnell. Diese beiden Exemplare erfreuen im Outback hoch im Norden Australiens. Foto: Bücheratlas

Nahrungsspender, Wasserspeicher, Sonnenschirm – der fassförmige Baobob ist ein Baum für alle Fälle, nicht wegzudenken aus den Landschaften Afrikas und Australiens. Selbst als Gefängnis taugt der Einzelgänger, wie ein westaustralisches Exemplar bei Broome beweist. In seinem hohlen Stamm wurden im 19. Jahrhundert mangels anderer Möglichkeiten Gefangene brutal untergebracht.

Die Wurzeln zum Himmel?

Jetzt hat Marc Engelhardt dem struppigen Gesellen, der aussieht, als recke er seine Wurzeln statt in die Erde in den Himmel, ein wunderbares kleines Denkmal gesetzt. Das handliche Büchlein „Baobab“ ist in der Reihe „Naturkunden“ bei Matthes & Seitz erschienen. Es enthält so viele Informationen über diesen wundersamen Baum, dass man am liebsten gleich aufbrechen und die Arme um seinen bauchigen Stamm schlingen möchte.

Marc Engelhardt begegnete seinem ersten Exemplar im Norden Senegals. „Brütende Hitze lag über der öden Landschaft, Schweiß rann an mir herab. Als sich in der Ferne ein flirrender Schatten abzeichnete, dachte ich zunächst an eine Luftspiegelung. Im schon tief stehenden Sonnenlicht sah es aus, als habe sich die skelettartige Hand eines riesigen Zombies aus seinem staubigen Grab erhoben, um blind nach dem schwindenden Blau des Himmels zu greifen.“

Schon in der Antike legendär

Nein, besonders schön anzusehen ist der Baobab oder Flaschenbaum wahrlich nicht. Und doch fasziniert er die Menschen ob seiner Größe und seiner bizarren Erscheinung von je her. Seine essbaren Früchte enthalten bis zu 300 Kerne, in seinem Inneren kann er hunderte Liter Regenwasser speichern – ein weithin sichtbarer Lebensspender, dessen Ruf schon in der Antike legendär war. In Angola und im Senegal macht man Marmelade aus seinem Fruchtfleisch, in Westafrika fermentiert man die Kerne und röstet sie eine Woche später.

Es ließe sich noch sehr viel mehr über den Baobab erzählen, aber lesen Sie selbst. Es lohnt sich.

Petra Pluwatsch

Marc Engelhardt: „Baobab“, hrsg. von Judith Schalansky in der Reihe Naturkunden im Verlag Matthes  & Seitz, 144 Seiten, 22 Euro.

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