
Es ist tatsächlich passiert. Die Monheim Triennale ist mit einem „Prequel“, einem dreitägigen Vorprogramm, gestartet. Auf einem Passagierschiff am Schiffsanleger wird in der kleinen Stadt am Rhein Musik gemacht, wie sie dort so oder so ähnlich in Zukunft immer wieder zu hören sein soll. Zum Auftakt, der als Labor verstanden wird, ist sogar Publikum willkommen – das natürlich coronakonform platziert wird.
Dabei leistet sich die Heimat der Gänseliesel und von Ulla Hahn ein Festival, das alles andere als gefällig sein will. Vielmehr legt Gründungsintendant Reiner Michalke ein durchaus höherschwelliges Programm der neuen, elektronischen, improvisierten Musik vor. Das wird gleich zum Auftakt in aller schönen Entschiedenheit demonstriert – mit Soli und Duetten von über einem Dutzend internationaler Künstlerinnen und Künstler. Die sollen auf ihre höchst individuelle Weise im Idealfall auch Bezug nehmen auf Carla Bleys vor 50 Jahren erschienenem Album „Escalator Over The Hill“.
Die musikalische Spannweite reicht vom Folkmusiker Sam Amidon aus den USA bis zu den splitternden Soundcollagen von Marcus Schmickler aus Köln, von den Trompete-Computer-Kombinationen der Britin Yazz Ahmed bis zu den furiosen Dekonstruktionen der us-amerikanischen Gitarristin Ava Mendoza. All das ist vieles, nur kein Mainstream.

Ein kontemplatives Alternativprogramm hat die Triennale mit Frank Schultes permanenter Klanginstallation „continuum“ im Angebot. Der Strom im Stream, aufgenommen von einer fest fixierten Kamera bei Rheinkilometer 714. Mal schwebt ein Wasservogel, womöglich auch einmal eine Gans durchs Bild, mal gleitet ein Frachtschiff vorbei. So ein Verkehrsmittel kündigt sein Kommen mit leicht anschwellendem Motorenbrummen an. Und wenn es schon längst aus dem Bild verschwunden ist, schwappen seine zwei, drei Extrawellen ans Ufer, wo die Mikros stehen. Nie weiß man, was die nächste Sekunde bringen wird. Nur das Wasser fließt immer von rechts nach links. Immer.
Die Monheimer Gänseliesel hält ihren Zeigefinger vor die Lippen, um ihrem Federvieh mitzuteilen, dass es nicht so herumschnattern solle. Eine Lesart dieser Darstellung besagt: Man möge doch nicht so viel schwatzen. Aber im Falle der Monheim Triennale ist es durchaus angebracht, die Kunde zu verbreiten.
Martin Oehlen
Das Monheim Festival ist noch bis 3. Juli 2021 zu erleben.
Frank Schultes „continuum“, denLive-Stream vom Rhein bei Monheim, gibt es unter: continuum – Monheim Triennale (monheim-triennale.de)
Auf diesem Blog findet sich ein Beitrag über das Ulla-Hahn-Haus in Monheim genau HIER.
klasse! hab in monheim auch schon ein tolles konzert erlebt, mit peter fessler. die sind da ganz weit vorn im kleinen feinen monheim, chapeau!
LikeGefällt 1 Person
Ja, den Hut ziehe ich auch. Die machen was los, die sind in Bewegung.
LikeLike