Eric-Emmanuel Schmitt hat Geburtstag: Neuer Roman mit Felix, Fatou und Monsieur Larousse, der das Wörterbuch auswendig lernt

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Fatou führt ein Pariser Café – nicht dieses, aber gewiss eines, wo man ebenfalls schmackhafte Croissants bekommt. Foto: Bücheratlas

Eric-Emmanuel Schmitt ist berühmt geworden mit seinem Roman „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans“. Jetzt wird der Dramatiker und Erzähler 60 Jahre alt, an diesem 28. März 2020. Zur Feier des Tages verweisen wir auf seinen jüngsten Roman „Felix und die Quelle des Lebens“, der zu Beginn des Monats erschienen ist. Er handelt vom jungen Felix in Paris, dessen Mutter Fatou plötzlich einer Depression anheimfällt, woraufhin Onkel Bamba und ihr Ex (zugleich der Vater von Felix) tätig werden. Sie organisieren eine Reise in den Senegal, gleichsam in Fatous Kindheit und Jugend.

Der Roman bewegt sich auf vertrautem Gelände. Es finden sich hier die typischen Erzähl-Elemente des Autors, der die französische und belgische Staatsbürgerschaft besitzt. Als da wären: das Kind und die Erwachsenen, die Philosophie des Alltags und die Kraft des Spirituellen, das Problem und die Lösung, nicht zuletzt: das Positive. All das wird erzählt in einem warmherzigen, sanften, humorvollen Ton.

Am besten gefällt uns in dem schmalen Werk eine Nebenfigur. Monsieur Larousse, wie er genannt wird, sitzt jeden Tag (außer sonntags) in einem Pariser Café und ist bestrebt, sein 2722 Seiten dickes Wörterbuch auswendig zu lernen. Seit acht Jahren schon. „Wir bewunderten ihn dafür. Seien wir ehrlich, wir benutzten das Wörterbuch nur, um unverständliche Vokabeln erklärt zu bekommen. Er hatte beschlossen, dass ihm eines künftigen Abends kein Wort mehr unverständlich sein würde. Er prägte sich eine halbe Seite pro Tag ein, sechs Tage in der Woche – den Sonntag gönnte er sich, um zu Hause zu wiederholen.“ In der Mitte des Romans ist er beim Buchstaben „K“ angekommen – genauer: beim Wort „kafkaesk“.

Die Welt meistern anhand eines Wörterbuchs? Eine Verirrung ist das, wenn auch eine sympathische. Sich auf einen Heiler einzulassen, wie es Fatou in diesem Roman macht, ist gewiss nicht viel verheißungsvoller – wenngleich Papa Loum, wie er hier heißt, in diesem Falle Gutes bewirkt.

Martin Oehlen

Eric-Emmanuel Schmitt: „Felix und die Quelle des Lebens“, dt. von Michael v. Killisch-Horn, C. Bertelsmann, 222 Seiten, 20 Euro. E-Book: 15,99 Euro.

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Hinweis: In einer früheren Fassung des Beitrags hatten wir den Autor etwas älterer gemacht als er ist. Pardon!

 

 

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