Katrine Engbergs Thriller „Glasflügel“ sorgt für spannende Entspannung

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Schön verwirrende Momente gibt es in Katrine Engbergs Thriller „Glasflügel“. Unser Bild entstand im Rahmen des Kölner Licht-Kunst-Festivals „Collumina“, das am Samstag, 14. März 2020,  zuende gegangen ist. Zu sehen ist hier eine Arbeit von Hans Kotter im Museum für Angewandte Kunst nebst beobachtendem Publikum. Foto: Bücheratlas

Jeppe Kørner steht unter Druck. Zwei Mordopfer werden innerhalb von zwei Tagen in Kopenhagen gefunden – wachsbleiche Körper ohne einen Tropfen Blut in den Adern. Das Mordwerkzeug: ein altmodisches Schröpfmesser. Wird der chronisch übermüdete Kommissar den Mörder finden, ehe der ein drittes Mal zuschlägt? Auf die Hilfe seiner Kollegin Anette Werner kann er dieses Mal nicht setzen. Die hat sich, zumindest offiziell, in den Mutterschaftsurlaub verabschiedet, und ihr Vertreter erweist sich als übergewichtige Schlafmütze. Die Versuchsanordnung in Katrine Engbergs neuem Krimi „Glasflügel“ verspricht also ein gehöriges Maß an Spannung.

Die 44-Jährige, in ihrer Heimat als Schauspielerin, Tänzerin und Choreographin bekannt, ist längst eine feste Größe in der dänischen Krimiszene. Ihr Debütroman „Krokodilwächter“, 2018 in deutscher Übersetzung erschienen, war für vier Literaturpreise nominiert. „Glasflügel“ ist der dritte Band der Jeppe-Kørner-Reihe. Der alerte Mittdreißiger, frisch geschieden und neu verliebt in seine Kollegin Sara, taucht tief hinein in die Untiefen des dänischen Gesundheitssystems. Beide Opfer haben Jahre zuvor in einem Heim für psychisch kranke Jugendliche gearbeitet. Eine ihrer Patientinnen hat damals Selbstmord begangen. Sie sei, so der Vorwurf des trauernden Vaters, nur unzulänglich betreut worden.  Will Bo Ramsgaard womöglich den Tod seiner Tochter rächen?

Wie schon in den Vorgängerromanen entwirft Katrine Engberg ein Geflecht aus mehreren Erzählsträngen, die gegen Ende zusammenlaufen.  Das ist geschickt gemacht und liest sich über weite Strecken ausgesprochen spannend. Dennoch wirkt das Ende ein wenig konstruiert und psychologisch nicht ganz überzeugend. Was schade ist, dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut: Gute Krimikost mit kleinen Abstrichen. Und in Zeiten wie diesen eine ideale Ablenkung vom allgemein grassierenden Corona-Wahnsinn.

Petra Pluwatsch

Katrine Engberg auf dem Bücheratlas:

Eine Besprechung von Katrine Engbergs Thriller „Blutmond“ finden Sie HIER

und von ihrem „Krokodilwächter“ genau HIER.

Katrine Engberg: „Glasflügel“, dt. von Ulrich Sonnenberg, Diogenes, 428 Seiten, 20 Euro. E-Book: 16,99 Euro.

Engberg Cover

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