Gedenkort am ehemaligen Deportationslager in Köln-Müngersdorf

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Stahlwand mit Ausblick – der Entwurf stammt von Simon Ungers. Foto: Bücheratlas

Der Gedenkort „Deportationslager Köln-Müngersdorf“ sollte ursprünglich an diesem Sonntag, dem 15. März 2020, eingeweiht werden. Doch wegen der Corona-Krise wurde auch dieser Termin abgesagt. Allerdings – der Ort der Erinnerung und der Mahnung ist schon jetzt jederzeit zugänglich. Der Bürgerverein Köln-Müngersdorf hat sich für dieses Gedenken eingesetzt und sich der Unterstützung der Stadt, zumal des NS-Dokumentationszentrums versichert.

Der Entwurf stammt vom Architekten und Künstler Simon Ungers (1957-2006). Das Konzept basiert auf seinen Entwürfen zum Wettbewerb für das Berliner Holocaust-Mahnmal und wurde von seiner Schwester Sophia Ungers aus dem Nachlass vermittelt. Die rostrote Stahlwand zitiert gleichsam die Baracken, in denen Juden eingesperrt wurden, sowie die Eisenbahnschienen, auf denen sie deportiert wurden. Einige Öffnungen in der Wand bieten Durchblicke. Ein „Weg des Gedenkens“, der auf dem Boden markiert und mit drei Informations-Säulen ausgestattet ist, führt von hier zu der Stelle, wo ehedem die Baracken standen.

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Das Mahnmal am Walter-Binder-Weg ist 19 Meter lang und vier Meter hoch. Foto: Bücheratlas

Das Deportationslager Köln-Müngersdorf, erläutert das NS-Dokumentationszentrum in einer Mitteilung, befand sich von 1941 bis 1945 im Bereich des heutigen Walter-Binder-Weges. Weiter heißt es: „Es wurde auf Veranlassung der Geheimen Staatspolizei in Zusammenarbeit mit städtischen Behörden seit Herbst 1941 errichtet und von der Kölner Gestapo betrieben. Das Lager bestand aus den Räumlichkeiten des ehemaligen preußischen Fort V, von dem nur noch Fundamentreste erhalten sind, sowie einem Barackenlager, auf dessen Gelände sich heute eine Kleingartenanlage befindet. Hunderte jüdischer Frauen, Männer und Kinder wurden im Laufe der folgenden Monate in den modrigen Gebäuden und Kasematten interniert. Insgesamt mussten schätzungsweise um 3500 Personen das Fort und das Barackenlager vor ihrer Deportation erleiden. Das Lagergelände durfte nur mit Genehmigung tagsüber verlassen werden. Viele der Inhaftierten hatten Zwangsarbeit in Kölner Betrieben zu leisten.“

Der Bürgerverein Köln-Müngersdorf hat im Netz seine Gedanken zu diesem Gedenkort formuliert. Dieser könne „nur ein äußerst schwacher Nachhall des tatsächlichen historischen Geschehens sein“, steht dort geschrieben. Gleichwohl „möchten wir den Opfern, die nicht einmal alle namentlich bekannt sind, eine Stimme verleihen; wir möchten das Bewusstsein für ein unfassbares verbrecherisches Geschehen wachhalten und zeigen, wohin Ausgrenzung und Entrechtung führen können. Das scheint uns gerade jetzt, wo es nur noch wenige Zeitzeugen gibt, sehr wichtig zu sein.“

P.P. / M.Oe.

Gedenkort

am Walter-Binder-Weg in Köln-Müngersdorf, abgehend von der Aachener Straße und in der Nähe des Stadions.

 

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