Julia Trompeter, das Baby und das Debüt im Kölner Literaturhaus

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Stillleben mit Julia Trompeter im Kölner Literaturhaus unmittelbar vor der Lesung – mit Musik (in Pink), Buch, Handy (leicht verdeckt), Luftballons, Mikro und Wasser. Foto: Bücheratlas

Das kommt nicht alle Lesungs-Tage vor. Auch nicht im Kölner Literaturhaus. Um 20.12 Uhr schaut Julia Trompeter auf das Display ihres Handys. Derweil beginnt der neben ihr auf dem Podium sitzende Moderator Terry Albrecht, eine Pause anzukündigen. Doch die Autorin unterbricht ihn, gibt Entwarnung und Erläuterung: „Mein kleiner Sohn ist nebenan, und wir wussten nicht, ob er gestillt werden muss. Aber ich bekomme gerade eine Nachricht“ – und da hebt sie das vor ihr liegende Smartphone an – „es ist alles in Ordnung. Wir können das durchziehen.“

Ausverkauft ist die Premierenlesung ihres neuen Romans „Frühling in Utrecht“, der im Schöffling Verlag erscheint. Aber „ausverkauft“ ist gar kein Ausdruck. Vor der Türe am Großen Griechenmarkt spricht es eine Frau in ihr Handy: „Stell‘ Dir vor – ich bin gleich wieder zu Hause. Alles voll. Die Warteliste ist lang.“ Was gar nicht so verwunderlich ist. Denn Trompeters  deutsch-niederländischer Liebes(kummer)roman ist eine feine Attraktion. Dazu mehr an DIESER Stelle.

Die Autorin läuft auf in „Oranje“ – in der Fan-Farbe der Niederlande. So passt ihre Bluse perfekt zum Thema und zum Cover ihres zweiten Roman. Auch die Literaturhaus-Chefin Bettina Fischer hat den Ton getroffen. Und dass sich Terry Albrecht für dunkle Kleidungsfarben entschieden hat, ist ihr Ansporn, so sagt sie, die Moderatoren künftig noch intensiver zu briefen.

Im niederländischen Utrecht, wo der Roman spielt, hat Trompeter über Platons Seelenkunde promoviert. Und hat darüber die Niederländer schätzen gelernt. Ihre Neigung zur Geselligkeit, zur Kommunikation, zum Miteinander. Die Autorin, die aus Siegburg stammt, sagt: „Das Vereinzelt-vor-sich-hinstarren wie in Berlin hat man da nicht.“ Es gehe ihr allerdings nicht darum, das Nachbarland zu idealisieren. Vielmehr sei der Roman Ausdruck des Versuchs, „das Neue zu verstehen.“

Über den „Frühling in Utrecht“ selbst gibt Julia Trompeter an diesem Abend eher zögerlich Auskunft. Was nur sympathisch ist. Wie es zu Klaras Trennung von Hauke gekommen sein mag? Was Thijs so attraktiv mache? Da weicht sie aus oder lobt eine „interessante Interpretation“.  Einmal sagt sie: „Zuviel darüber zu reden, bringt auch nichts.“ Lesen, möchte man ergänzen, ist allemal eine gute Alternative.

Beim Verlassen des Literaturhauses hören wir dann noch, dass sich das Baby im Nebenraum zu Wort meldet. Es wird Zeit zu gehen. Die Mutter hat zu tun.

Martin Oehlen

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