Spezialitäten-Trio: Das Meer, Blitzpulver am Niederrhein und was man in Köln Toleranz nennt

Devaulx

Wer gerade vorhaben sollte,  einmal um die Welt zu segeln, hätte hier eine Karte zur Hand.   Fotos: Taschen Verlag/“Nautische Werke“

Jacques Devaulx war der Mann, der über den Tellerrand schaute. Als die Welt noch nicht  per GPS  zu erkunden war, kam es auf tendenziell zuverlässige Karten und Instrumente an. Dass bei der Erläuterung all dessen die Ästhetik eine großartige Rolle spielen kann, beweist die Handschrift „Les premières œuvres de Jacques Devaulx“ von 1583. Schließlich sollte das Werk dem französischen König imponieren. Doch diente es auch sehr praktischen Zwecken:  Seefahrer, die des Lesens kundig waren, sollten hier wesentliche Angaben finden zu Geometrie und Trigonometrie, zu Astrolab und Jakobsstab, zu Häfen und Meeren, zu Sonne, Mond und Sternen. Nun zeigt uns der Prachtband „Nautische Werke“ aus dem Taschen Verlag all die  Illustrationen  des Kosmografen und Kartografen Devaulx aus Le Havre. Es ist ein  Schaustück erster Güte.

Jacques Devaulx: „Nautische Werke“, dreisprachige Ausgabe, Taschen,  264 Seiten, 100 Euro.

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Das Restaurant „Die Bastei“, vom Architekten Wilhelm Riphahn entworfen, wurde 1924 am Kölner Rheinufer eröffnet. Foto: Bücheratlas

Hiltrud Kiers Brevier „Köln –  Architektur und Kunst“  gibt es jetzt  in einer aktualisierten und abermals sehr ansehnlich  gestalteten Ausgabe.  Wer sich auf die alte Stadt am Rhein einlässt, ist bei der ehemaligen Stadtkonservatorin und ehemaligen Generaldirektorin der Kölner Museen bestens aufgehoben. Dabei zeichnet die geborene Grazerin aus, dass sie auf kritische Distanz bedacht ist. Köln gebe es mindestens zweimal, schreibt sie. Zum einen das Köln der Einheimischen, die Kritik von außen als Zumutung zurückweisen, wenngleich sie „intern augenzwinkernd die Richtigkeit“ bestätigen. Und dann das Köln der Auswärtigen, denen sich die Stadt nicht sofort erschließe, weil sie nicht den Charme einer Residenzstadt habe, „sondern immer die geschäftige Deftigkeit  der Bürger- und Handelsstadt.“ Köln lebe seit 2000 Jahren in der Erkenntnis, „dass nur überlebt, wer sich den wechselnden Gegebenheiten möglichst anpasst.“ Und Hiltrud Kier fügt pfeffrig hinzu: „In Köln nennt man das auch Toleranz.“

Hiltrud Kier: „Köln –  Architektur und Kunst“, Reclam, 300 Seiten, 12,80 Euro.

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Erwin Quedenfeldt (1869-1948), der Düsseldorfer Fotograf,  hat einen schwarz-weißen Bilderschatz  hinterlassen. Der birgt Städte, Landschaften und Menschen „Am Niederrhein“ aus den Jahren zwischen 1904 und 1915, zu einer Zeit also, die  vom Ersten Weltkrieg noch nichts  wusste.  Nicht die Idylle wird hier gefeiert, nicht die zum Klischee geronnene Nebel-und-Pappel-Melancholie, sondern die Alltagsrealität mit Backsteinbau und Feldarbeit. All das gibt es nun in einem so schönen wie bewegenden Bildband aus dem Kölner Greven Verlag. Eine Erinnerung an eine unzerstörte Kulturlandschaft, aber auch eine an den Fotopionier aus Düsseldorf, der zudem als Foto-Chemiker aktiv war und unter anderem das „gepresste Blitzpulver“ in Umlauf gebracht hat.

„Am Niederrhein“, hrsg. von Helge Drafz (u.a.), Greven Verlag, 296 Seiten, 40 Euro.

 

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