
Die Stiftsbibliothek von Sankt Gallen in der Schweiz Foto: Massimo Listri/Taschen Verlag
Schöner kann ein Buch nicht untergebracht sein als in diesen prächtigen Hallen, durch die der Leser hier geleitet wird. Fast meint man die Bibliotheken zu riechen, durch die der Fotograf Massimo Listri sein Publikum geleitet. So nah kommt man den Buchrücken, den Regalreihen, den Folianten bei Führung zu den „schönsten Bibliotheken der Welt“. Tatsächlich ist es aber der Prachtband selbst, aus dessen Seiten der schwere Duft aufsteigt, der von Tiefe und Reichtum kündet.
Dass Bibliotheken duften können, ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass sie in der Vergangenheit immer wieder einmal mit blühenden Gärten verglichen wurden. Der legendäre argentinische Bibliomane Jorge Luis Borges stellte gar einmal fest, „dass er sich das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt habe.“ Daran erinnert der Bibliothekar Georg Ruppelt in einem Essay zu diesem Band. Die Bibliothek werde als „Gedächtnis der Welt“ gewürdigt, als ein „Himmel auf Erden“. Gemeinsam mit Elisabeth Sladek steuert er viele ausführliche Erläuterungen zu dem bei, was des Auges Leser hier zu sehen bekommt.
Und das ist: eine bibliophile Bilderstrecke vom Feinsten. Massimo Listri hat einige der schönsten Bibliotheken in Europa und Amerika fotografiert. In New York, Rio, Schussenried, im Detail und in der Totalen. Auf diese Weise hat er Kathedralen des Geistes dokumentiert, deren Schönheit überwältigend ist. Von ihrem Wissenswert für die Menschheit wollen wir erst gar nicht reden. Äußere Pracht rahmt hier den inneren Reichtum.
Martin Oehlen
Massimo Listri: „Die schönsten Bibliotheken der Welt“, mit Aufsätzen von Georg Ruppelt und Elisabeth Sladek, Taschen Verlag, dreisprachig, Hochformat, 560 Seiten, 150 Euro.
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