
Da ist etwas in Bewegung geraten! Eben erst haben wir hier auf diesem Blog über die Ausstellung „Geniale Frauen“ (HIER) berichtet – genauer gesagt: über den Katalog zur Ausstellung, die soeben im Basler Kunstmuseum eröffnet wurde und die zuvor im Bucerius Kunst Forum in Hamburg zu sehen war. Daraufhin gab es den freundlichen Hinweis eines Lesers, dass sich auch das Arp-Museum im Bahnhof Rolandseck in Remagen mit dem Thema befasst. „Maestras – Malerinnen 1500-1900“ wurde Ende Februar eröffnet. Und siehe da: Es gibt es zahlreiche Überschneidungen, Bestätigungen und Ergänzungen.
Die lohnende Ausstellung, die zuvor in üppigerer Version im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid zu sehen war, steckt den zeitlichen Rahmen etwas größer als die Basler Präsentation. Sie zeigt nicht nur Werke aus Renaissance, Barock und Klassizismus, von Größen wie Sofonisba Anguissola und Elisabetta Sirai, Judith Leyster und Rachel Ruysch, Anna Dorothe Therbusch und Angelika Kaufmann („The whole world is angelicamad“, schrieb 1781 Dänemarks Botschafter in London an Klopstock). Auch widmet sie sich der frühen Moderne mit Marianne Werefkin, Käthe Kollwitz, Gabriele Münter, Sonia Delauney und anderen mehr.
„Schattendasein in den Depots“
Weiter blickt die Ausstellung auf die Pionierinnen in den Nonnenklöstern. Allerdings ist dies nicht viel mehr als ein Zwinkern. Wer intensiver über weibliche Buchmalerei informiert werden möchte, sei auf den Katalog „Von Frauenhand“ verwiesen, der anlässlich der einschlägigen Ausstellung im Kölner Museum Schnütgen erschienen ist (und den wir HIER gewürdigt haben).
„Frauen wurden in der Geschichte der Kunst systematisch übergangen, ausgeklammert oder zum Einzelfall erklärt“, heißt es jetzt in Remagen. Viele ihrer hochkarätigen Werke hätten bisher ein Schattendasein in den Museumsdepots gefristet. Doch das war einmal. „Vielfach entdecken derzeit zahlreiche internationale Museen Künstlerinnen vom Mittelalter bis in die Moderne neu und würdigen ihren Anteil an der Entwicklung der Malerei.“

„Aus dem Schatten“
So haben zuletzt auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in ihren Beständen geforscht. Auf diese Weise konnte im vergangenen Jahr die Kabinettausstellung „Aus dem Schatten – Künstlerinnen vom 16. bis 18. Jahrhundert“ gezeigt werden. Die Werke wurden aufgefunden in der Gemäldegalerie Alte Meister und im Kupferstich-Kabinett. Damals hieß es: „In der Sammlung der Gemäldegalerie sind weibliche Positionen stark unterrepräsentiert. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen sind ihre Namen bis heute kaum bekannt. Nur sehr wenige Frauen hatten das Glück, in einem künstlerischen Umfeld aufzuwachsen und gefördert zu werden, sodass die institutionellen und gesellschaftlichen Strukturen der Zeit ihren Aufstieg nicht behinderten.“ Die Ausstellung ist mittlerweile wieder abgebaut, aber den Katalog gibt es immer noch im Sandstein Verlag.
Hamburg, Köln, Dresden, Basel, Madrid, Remagen – ja, da ist etwas in Bewegung geraten.
Martin Oehlen
Auf diesem Blog
haben wir die Kataloge zur Ausstellung „Von Frauenhand“ (HIER) und „Geniale Frauen“ (HIER) gewürdigt.
Die Ausstellung
„Maestras – Malerinnen 1500-1900“ ist im Arp-Museum im Bahnhofs Rolandseck in Remagen bis zum 16. Juni 2024 zu sehen (Di-So 11-18 Uhr, Eintritt 12 Euro, erm. 9 Euro). Der Katalog kostet 42 Euro.