
Und wieder ist es so, als besuchte man liebe Freunde. Der Wein ist kaltgestellt, im Ofen brutzelt ein formidabler Braten, und unter dem Tisch liegt der netteste Hund aller Zeiten, der einem zur Begrüßung schwanzwedelnd die Hand leckt. Willkommen im beschaulichen Saint-Denis, wo die Welt noch in Ordnung ist. Falls im Périgord nicht gerade ein paar durchgeknallte Terroristen, Links- oder Rechtradikale, Russen, Chinesen oder wer auch immer für Ärger im Paradies sorgen.
Der Schotte als Wahlfranzose
„Troubadour“ ist bereits der 15. Band der Bruno-Chef-de-Police-Krimireihe von Martin Walker und folgt getreulich dem Erfolgsmuster der bisherigen Bände. Was beileibe nicht schlecht sein muss. Martin Walker, Schotte von Geburt, Wahlfranzose aus Passion, hat mit der Figur des Dorfpolizisten Bruno Courrèges einen idealen Serienhelden geschaffen.
Der Mann ist sympathisch, clever, empathisch und bescheiden. Er kann kochen und reiten, sein ökologischer Fußabdruck ist, nicht zuletzt dank eines üppig bestückten Gartens, vorbildlich. So folgt man ihm und den Bewohnerinnen und Bewohnern von Saint-Denis gern in ein neues Abenteuer, auch wenn die ein oder andere Passage über Brunos Kochkünste vielleicht ein wenig lang geraten ist.
Zwischen Folk und Tennis
Ein Autounfall mit Fahrerflucht lässt nicht nur bei Bruno die Alarmglocken schrillen. Ein Reh ist zu Tode gekommen, der Leihwagen nur noch Schrott. Eigentlich keine große Sache, hätte man nicht im Inneren des Gefährts eine Patrone aus der Waffe eines Scharfschützen gefunden. Und schon sind wir mittendrin in einer wilden Geschichte, in der es um die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens geht, um die Macht der sozialen Medien, um Trolle und – natürlich – um einen möglichen Terroranschlag.
Dessen Ziel könnten „Les Troubadours“, eine okzitanische Folk-Gruppe, sein. Außerdem muss sich Bruno um das jährliche Tennisturnier in Saint-Denis kümmern und den durchgeknallten Ex-Mann einer Freundin in Schach halten. Alles nicht so einfach, doch Bruno Courrèges löst auch seinen 15. Fall mit der üblichen Routine.
Petra Pluwatsch
Auf diesem Blog
haben wir schon einige Romane von Martin Walker gewürdigt – und zwar die Fälle 10, 11 und 12 des Chef de police: „Revanche“ (HIER), „Menu surprise“ (HIER) und zuletzt „Connaisseur“ (HIER).
Martin Walker: „Troubadour“, dt. von Michael Windgassen, Diogenes, 396 Seiten, 26 Euro. E-Book: 22,90 Euro.
