Bettina Fischer ist die neue „Kulturmanagerin des Jahres“ in Köln und sagt: „Die Kölner Literaturszene ist erfreulicherweise sehr lebendig“

Bettina Fischer, die Leiterin des Literaturhaus Köln, wird in diesem Jahr als „Kulturmanagerin des Jahres 2022“ ausgezeichnet. Aus diesem Anlass haben wir der Preisträgerin, die am Dienstag geehrt wird, einige Fragen gestellt.

Bettina Fischer Foto: Claus Daniel Herrmann

Frau Fischer, Sie werden als „Kulturmanagerin des Jahres“ ausgezeichnet! Was ist die zentrale Kunst, die man als Kulturmanagerin beherrschen muss?

Ich weiß nicht, ob es sich hierbei um spartenspezifische Voraussetzungen – Sie sprechen von „Kunst“ – handelt, aber für die erfolgreiche Literaturvermittlung braucht man: Neugier, Offenheit für Menschen und Themen auf und vor der Bühne, Organisationstalent und Spontaneität.

Das Literaturhaus Köln ist ein wesentlicher Teil des Kölner Kulturlebens. Haben Sie den Eindruck, dass dies auch von der Politik und Verwaltung so gesehen wird? Reicht die Unterstützung, die das Haus dort findet?

Was für eine Frage! Im Team des Literaturhauses kann man sich natürlich immer auch mehr Unterstützung vorstellen, weil wir stets weitergehende Pläne haben, die unsere Vermittlungsarbeit noch vielfältiger machen. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass das Literaturhaus sehr freundlich begleitet wird. Für die Literaturszene im weiteren Sinn kann ich mir aber mehr Unterstützung und Wahrnehmung sehr gut vorstellen!

Sie kennen die Arbeit Ihrer Kolleginnen und Kollegen in den anderen deutschsprachigen Literaturhäusern. Gibt es einen Aspekt, von dem Sie sagen, dass er spezifisch ist für das Kölner Literaturhaus?

Das Kölner Literaturhaus öffnet sich wohl in besonderer Weise für die Interessen der Literaturszene vor Ort. Ich sehe uns darüber hinaus in einer Phase des Wandels und der Öffnung. Ob uns das kennzeichnet, weiß ich nicht zu sagen – aber es ist uns Bedürfnis und Antrieb.

Eine Folge der Pandemie ist, dass weiterhin zahlreiche Veranstaltungen als Livestream angeboten werden. Ist das eine gute Entwicklung? Oder fürchten Sie, dass die Live-Begegnung an Reiz verlieren könnte?

Die Öffnung über die eigenen vier Literaturhaus-Wände hinaus finde ich gut. Und ich hoffe, wir können uns leisten, den Livestream weiterhin anzubieten. Gegenwärtig haben wir den Eindruck, dass das Präsenzerlebnis dem Stream aber deutlich den Rang abläuft: Bietet es zusätzlich zum intellektuellen Erlebnis halt auch die Möglichkeiten der Begegnung und des Austauschs.

Keine Leiterin und kein Leiter einer Kultur-Institution mag sich mit dem Status Quo zufriedengeben. Wo sehen Sie die Entwicklungspotenziale für das Literaturhaus? Mehr Veranstaltungen? Neue Formen der Präsentation? Womöglich doch noch eine Gastronomie? Oder-oder-oder?

Glücklicherweise begegnet uns das Neue in „unserer“ Kunst, der Literatur, in neuen Büchern und ihren Themen und Formen. In Autor:innen, die den Buchmarkt neu betreten. Als Vermittlerinnen haben wir in den letzten Jahren aber auch viel gelernt: Wir denken intensiv über nachhaltige Kulturvermittlung nach. Wir wollen unsere Angebote erweitern und vertiefen, wir suchen verstärkt den Austausch mit dem Publikum, wir öffnen unser Haus mit dem Format „Offenes Literaturhaus“ oder dem „Kölner Literaturlabor“. Weitere Ideen sind noch nicht spruchreif. Dass im Sinne des Literaturhaus-Grundgedankens der Gastlichkeit eine Gastronomie natürlich auch sehr schön wäre, ist klar.

Und noch eine Aussage zur aktuellen Wetterlage: Wie steht es um die Vitalität der Kölner Literaturszene anno 2023?

Die Kölner Literaturszene ist, was die Schreibenden als auch die Veranstaltenden anlangt, erfreulicherweise sehr lebendig. Darüber hinaus – mich als „Lobbyistin der Literatur“ freut das natürlich sehr – wächst das Bewusstsein für die Bedingungen der Literaturarbeit in der Szene. Ebenso wie das Wissen, dass es guttut, sich gemeinsam für deren Verbesserung einzusetzen. Auch das ist ja ein Zeichen der Vitalität!

Die Fragen stellte Martin Oehlen

Der Kölner Kulturpreis

wird vom Kölner Kulturrat verliehen. Neben der Auszeichnung für Bettina Fischer als „Kulturmanagerin des Jahres 2022“ gibt es weitere Ehrungen. Der „Ehrenpreis der Jury“ geht an Gerda König, künstlerische Leiterin von DIN A 13. Die Auszeichnung „Junge Initiativen“ erhalten electronic ID sowie DOKOMOTIVE Plattform. Das „Kulturereignis des Jahres“ wird erst am Tag der Preis-Verleihung bekannt gegeben – und zwar am Dienstag, 23. Mai 2023.

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