
Keine Frage: Dieses Buch hat Albtraum-Potenzial. Eine schöne junge Frau allein in einer Hütte im Wald. Der Großvater ist gestorben, in den nahen Stadt will man nichts wissen von der schönen Einsiedlerin, der „Hexe“ mit den rabenschwarzen Haaren. Was durchaus seine Gründe hat. Sonja Raich ist Tierpräparatorin und schafft in ihrer Werkstatt Kreaturen, die einen das Fürchten lehren können. Ihr Auto wird regelmäßig mit Dreck beschmiert, bei ihren seltenen Besuchen in der Stadt rufen tumbe Rowdys ihr Beschimpfungen hinterher. Freunde hat sie nicht.
Sonja hat ein dunkles Geheimnis
Allein der neue Tierarzt sucht Kontakt zu der scheuen Einsiedlerin. Jonathan, seit einigen Jahren verwitwet, hat sich in die geheimnisvolle Frau aus dem Wald verliebt und hofft, in ihr eine neue Mutter für seine Tochter Klara gefunden zu haben. Womit das Unheil seinen Lauf nimmt.
Denn Sonja hat ein dunkles Geheimnis: Einige ihrer Auftraggeber haben Wünsche jenseits der Legalität und greifen zu brutalen Mitteln, um ihre Forderungen durchzusetzen. Mehr und mehr schliddert die Ich-Erzählerin in eine Orgie aus Blut und Gewalt hinein und wird irgendwann selbst zur Täterin.
Mitreißende Düsternis
Michaela Kastel entführt ihre Leserinnen und Leser in dem mitreißenden Thriller „Unsterblich“ in eine Welt, wie sie düsterer kaum sein könnte. Fast genüsslich schildert sie die Arbeit der Tierpräparatorin. Da hätte man durchaus auf das ein oder andere Detail verzichten können. Hervorragend gelungen hingegen ist das Psychogramm der Außenseiterin Sonja Raich, die verzweifelt versucht, sich in die „normale“ Welt einzugliedern und kläglich damit scheitert.
Michaela Kastel ist eine großartige Erzählerin, verlangt ihren Leserinnen und Lesern jedoch einiges ab. Wer sich auf „Unsterblich“ einlässt, der muss gute Nerven haben.
Petra Pluwatsch
Auf diesem Blog
haben wir Michaela Kastels Thriller „Ich bin der Sturm“ HIER vorgestellt.
Michaela Kastel: „Unsterblich“, Heyne, 368 Seiten, 15 Euro. E-Book: 12,99 Euro.
