
Diese Frau kann einen das Gruseln lehren. Ihr Name: Michaela Kastel. „Ich bin der Sturm“ ist der dritte Thriller der österreichischen Schriftstellerin und nominiert für den Crime Cologne Award 2021. Michaela Kastel erzählt darin die Geschichte einer namenlosen jungen Frau, die in einem Bordell gefangen gehalten wird. Nacht für Nacht werden sie und ihre Leidensgenossinnen gequält, gedemütigt und missbraucht. Doch Madonna, so ihr „Künstlername“, ist stark. Stärker als die anderen Frauen. Mithilfe eines Kunden gelingt ihr die Flucht, und sie beginnt einen gnadenlosen Feldzug gegen ihre Peiniger. Längst ist Madonnas Seele so kaputt wie ihr geschundener Körper – sie kennt weder Skrupel noch Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihres Tuns.
„Ich bin der Sturm“ ist keine leichte Kost, und Michaela Kastel schont ihre Leserinnen und Leser nicht, zumal die Geschehnisse aus der Ich-Perspektive geschildert werden. Madonna ist eine Antiheldin, fast comichaft überzeichnet und dabei doch so menschlich in ihrer Not, dass man sie am liebsten in den Arm nehmen und sagen würde: „Alles wird wieder gut.“ Doch nichts ist gut in dieser Welt, die aus Gewalt und Hass besteht. Unbedingt lesenswert, als Einschlaflektüre allerdings nicht empfehlenswert.
Petra Pluwatsch
Michaela Kastel: „Ich bin der Sturm“, Emons, 270 Seiten, 20 Euro. E-Book: 15,99 Euro.
