
Der Titel lässt hoffen: „Sörensen sieht Land“. Geht es ihm besser, dem angstgeplagten Kriminalhauptkommissar aus Katenbüll? Dem mit dem zugelaufenen Hund und dem alten Auto, das kurz vor dem Verrecken steht. Sörensen – das zumindest kann man sagen – hat sich eingelebt in dem ostfriesischen Kaff, in dem es mehr Schafe als Menschen gibt und man nicht tot über dem Zaun hängen möchte.
Mordermittler mit Angststörung
Rechts der Deich, links das Marschland. Mittendrin Sörensen, der Hamburger Mordermittler, der in die Provinz seine Angststörung in den Griff bekommen will. Was ihm bislang nur unzureichend gelungen ist.
Der vorliegende Band ist bereits die vierte Folge einer höchst erfolgreichen Krimi-Reihe von Sven Stricker. Das erste Buch „Sörensen hat Angst“ (2015) wurde 2020 von Bjarne Mädel verfilmt, der auch die Titelrolle spielte. Und dafür mit zwei Grimme-Preisen belohnt wurde. Eine Verfilmung des zweiten Bandes („Sörensen fängt Feuer“), ebenfalls mit Mädel als Regisseur und Hauptdarsteller, ist in Arbeit und soll 2023 ausgestrahlt werden.
Der Verdächtige erinnert sich an nichts
Die Einweihung eines Einkaufszentrums am Rande von Katenbüll beschert Sörensen seinen bislang schlimmsten Fall. Ein Auto ist in die feiernde Menge hineingerast. Es hat Tote und Verletzte gegeben, darunter ist auch Sörensens krebskranker Vater.
Die Schuldigen scheinen schnell ausgemacht. Den Besitzer des Wagens stellt die Polizei der Nähe des Unfallautos. Ein halbherziger Fluchtversuch bestärkt den Verdacht gegen den jungen Polizeianwärter. Seine Begleiterin am fraglichen Abend sitzt tot hinter dem Lenkrad des Todesfahrzeugs. Merkwürdig nur, dass sich keinerlei Fingerabdrücke von Swantje Nissen im Innenraum des Wagens finden. Noch merkwürdiger, dass Malte Schuster sich an nichts erinnern kann und glaubhaft beteuert, man müsse ihn betäubt haben.
Bürgerwehr marschiert auf
Schnell ist die Presse im „Todeskaff“ vor Ort. Es formiert sich eine Bürgerwehr, die keinen Zweifel an ihrer ultrarechten Gesinnung lässt, und die Bürgermeisterin pocht auf eine rasche Aufklärung des Falls. Mit anderen Worten: Es ist kompliziert. Zumal Sörensen und seine Kollegin Jennifer sich – wenn auch nur für einen kurzen, biergetränkten Moment – nähergekommen sind als von beiden Seiten erwünscht.
Auch der vierte Band der Reihe besticht durch eine vielschichtige Geschichte und durch seinen knochentrockenen Humor. Sven Stricker hat einen Erzählton gefunden, der neu ist in der deutschen Krimilandschaft und den man nicht mehr missen möchte. Ganz zu schweigen von seiner Hauptfigur Sörensen, diesem Antihelden par excellence, der so menschlich und sympathisch daherkommt, dass man ihm am liebsten über die Pudelmütze streichen und sagen möchte. „Keine Angst, Alter. Land in Sicht.“
Petra Pluwatsch
Auf diesem Blog
haben wir den Vorgängerband „Sörensen am Ende der Welt“ HIER besprochen.
Sven Stricker: „Sörensen sieht Land“, Rowohlt, 506 Seiten, 12 Euro. E-Book: 9,99 Euro.

Oh, Neues von Sörensen! Der muss aber so was von sicher auf meine Leseliste, aber so was von! 😉
Danke fürs Finden!
Morgenkaffeegrüße 🌧️☕🍪
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Und der Band lohnt sich, auch sowas von! Weiterhin ein gutes Frühstück wünschend, P.
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