
Eine junge Frau gerät in London ins Visier eines Stalkers – und die Geschichte geht nicht gut aus. Lester Sharp ist ein beziehungsunfähiger Loser, unattraktiv und blind für die Befindlichkeit anderer Menschen. Als die Tänzerin Erin in die Nachbarwohnung zieht, beginnt er, sie auszuspionieren und ihr gnadenlos nachzustellen.
Nur eine dünne Wand trennt die beiden Wohnungen voneinander, und so bekommt Sharp alles mit, was sich in Erins Apartment abspielt. Kein Telefonat, keine morgendliche Dusche der Nachbarin entgeht seiner Aufmerksamkeit. Er sitzt im Publikum, wenn die junge Frau auf der Bühne steht, arrangiert „zufällige“ Begegnungen im Treppenhaus und glüht vor Eifersucht, wenn er sie an der Seite eines Mannes sieht.
Sarah Nisi schildert in ihrem megaspannenden Psychothriller „Ich will Dir nah sein“ einen zutiefst kranken Menschen, der unfähig ist, sein eigenes Fehlverhalten zu erkennen, geschweige denn, sich zu ändern. Es ist nicht das erste Mal, dass Sharp eine Frau verfolgt und zum Opfer seiner ab gedrehten Fantasien macht. In zahlreichen Rückblenden erinnert er sich an seine „große Liebe“ Shannon, die angeblich sein Leben zerstört hat. Und die dafür büßen musste, dass sie nichts von ihm wissen wollte.
Kapitel für Kapitel steigert Sarah Nisi auf subtile Weise die Spannung, um endlich zum großen Finale auszuholen. Und ihren Leserinnen und Lesern eine Überraschung bereitet, die selbst alte Krimihasen aus den Socken haut. Ein beachtliches Debüt.
Petra Pluwatsch
Sarah Nisi: „Ich will Dir nah sein“, btb, 336 Seiten, 13 Euro. E-Book: 9,99 Euro.
