
Dies ist bereits der sechste Rabbi-Klein-Kriminalroman des Schweizer Schriftstellers Alfred Bodenheimer. Höchste Zeit also, diese ungewöhnliche Serie vorzustellen. Bodenheimer, 1965 in Basel in eine jüdische Familie hineingeboren, ist Professor für Jüdische Literatur und Religionsgeschichte an der Uni seiner Heimatstadt. Er kennt sich also bestens aus mit jüdischen Sitten und Gebräuchen, und er weiß, wie seine Glaubensbrüder und Glaubensschwestern ticken. Dazu ist er ein guter Erzähler, der es versteht, sein enormes Wissen in eine süffige Story zu verpacken.
In „Der böse Trieb“ verschlägt es Rabbi Klein ins deutsche Inzlingen. Dort ist der Zahnarzt Viktor Ehrenreich erschossen worden, mit dem er einmal im Jahr ein mehrstündiges Seelengespräch geführt hat. Jetzt fühlt er sich verpflichtet, der Witwe seine Aufwartung zu machen.
Doch Kleins Interesse an dem Fall geht schnell über das rein Seelsorgerische hinaus, zumal die Polizei von Inzlingen ihn bittet, Augen und Ohren nach einem möglichen Tatmotiv offenzuhalten. Hängt Ehrenreichs Tod mit seinem Engagement in Afrika zusammen, wo er mehrmals im Jahr ehrenamtlich in einem Krankenhaus arbeitet? Waren seine Eheprobleme der Auslöser für die Bluttat? Und warum hat er heimlich eine Wohnung angemietet, von der Sonja Ehrenreich nichts weiß?
Fragen über Fragen also, auf die es am Ende schlüssige Antworten gibt. All das ist witzig und klug erzählt, man lernt zudem eine Menge über das Judentum. Allenfalls die Fülle von jüdischen Fachbegriffen ist etwas irritierend, doch da hilft ein Glossar am Ende des Buches weiter.
Petra Pluwatsch
Alfred Bodenheimer: „Der böse Trieb. Ein Fall für Rabbi Klein“, Kampa, 256 Seiten, 19,90 Euro. E-Book: 14,99 Euro.
