Spätsommer in Köln: Marcel Beyers Lesung beim Lyrikfestival „Satelliten“

Marcel Beyer vor seinem Auftritt in der Kölner Abendsonne Foto: Bücheratlas

Die lyrischen Spiele sind eröffnet! Zum Auftakt des Kölner Festivals „Satelliten“ gab es am Freitag im Garten des Orangerie-Theaters Lesungen von Thorsten Krämer (aus „Schwankungen der Füllhöhe“), Anja Utler (aus „kommen sehen. Lobgesang“) und Marcel Beyer (aus „Dämonenräumdienst“). Dabei wurde der jeweilige Vortrag auf höchst natürliche Weise mit den Tonspuren eines sommerlichen Abends in der Stadt unterlegt – mit Entenschnattern, Spielplatzjauchzen, Sirenengeheul, Zugrattern, Vogelstimmen, Flugzeugrauschen. Ein wunderbares Soundgestöber. Eichhörnchen waren auch unter den aufmerksamen Besuchern.  

Weil wir auf diesem Blog soeben den sehr empfehlenswerten neuen Gedichtband von Marcel Beyer vorgestellt haben, wollen wir ein paar frische Anmerkungen des Autors zitieren, die er während seiner Lesung gemacht hat. Auch weil Beyer den Hintergrund der strengen 40-Verse-Form geklärt hat, über den wir in der Rezension nur spekulieren konnten.

Die Gedichte sehen alle gleich aus. Es sind jeweils zehn Strophen zu vier Versen. Ich wollte es einfach einmal ausprobieren, denn ich hatte das noch nie gemacht. Dann erwies sich das als sehr produktiv.

Es war für mich eine sehr intensive Gedichtphase, wie ich sie zuletzt in der Schulzeit erlebt habe.

Es ist jeweils ein dramatischer Monolog. Immer taucht ein lyrisches Ich auf, das über sein Verhalten und seine Worte und das Ausleuchten einer Szenerie nach und nach Kontur gewinnt. Es gibt sich zu erkennen, auch wenn es vielleicht nicht benennbar ist. Nach exakt zehn Strophen beendet es seinen Auftritt und verlässt wieder die Bühne.

Was das für Figuren sind, weiß ich oft selber nicht, und sie wissen es vielleicht von sich auch nicht.

Am Samstag geht es weiter mit den Lesungen und auch mit den interdisziplinären Auftritten. Marcel Beyer ist dann noch einmal zu erleben in einem gemeinsamen Auftritt mit dem Musiker Manos Tsangaris. Weitere Künstler des zweiten Festival-Tages sind Thorsten Krämer, Georg Leß, Lydia Daher, Anna Hetzler, Uljana Wolf, Alexandru Bulucz, Alisa Berger, Daniel Schröteler, Marc Sabat. All das wird arrangiert vom Literaturhaus Köln in Zusammenarbeit mit dem Elif Verlag und Hello Poetry.

Martin Oehlen

Die Besprechung von Marcel Beyers „Dämonenräumdienst“ findet sich HIER .

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