Asta Nielsen als Vorbild für die „Neue Frau“ – Barbara Beuys stellt ihre Biografie im virtuellen Literaturhaus Köln vor

2020-06-15 (15)

So sieht es aus, wenn das Literaturhaus Köln virtuell unterwegs ist. Groß auf dem Bildschirm: Asta Nielsen auf einem Foto von 1968. Screenshot: Bücheratlas, Foto: Danish Film Institute, Kopenhagen / Insel Verlag

Barbara Beuys hat schon über 20 Bücher veröffentlicht, Nicht wenige davon handeln von selbstbewussten Frauen. Das ist – versteht sich – kein Zufall. „Bücher über große Männer gibt es genug“, sagte sie am Montag im „Literaturhaus Köln virtuell“, das bei diesem Netz-Auftritt abermals mit der Kölner Volkshochschule kooperierte. Sie wolle zeigen, sagte die in Köln lebende Historikerin, dass die Geschichte auch zahlreiche starke Frauen kenne. Deshalb hat sich Barbara Beuys in der Vergangenheit unter anderem mit Sophie Scholl, Maria Sibylla Merian und Hildegard von Bingen befasst. Und nun mit der dänischen Schauspielerin Asta Nielsen (1881-1972). Diese Persönlichkeiten „entsprechen dem Bild, das ich von Frauen habe, und ich will, dass es mehr davon gibt.“ Aber, bitte – selbstverständlich lerne man schon im Proseminar, dass man sich die kritische Distanz bewahren müsse. Sonst „geht es schief“.

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Asta Nieseln in dem Stummfilm „Afgrunden“ („Der Abgrund“) von 1920. Regie führte Urban Gad. Der Film sorgte wegen eines „erotischen Tanzes“ für Aufsehen.  Foto: Danish Film Insitute, Kopenhagen / Insel Verlag

Im Gespräch mit Bettina Fischer, der Leiterin des Literaturhaus Köln, gab Barbara Beuys einen erfrischend konzentrierten Einblick in das Leben der Stummfilm-Legende. Für die Stärke dieser Frau konnte sie zahlreiche Belege anführen. Als Asta Nielsen schwanger wurde, entschied sie sich für das Kind und gegen den Mann. Im Jahre 1921 spielte sie die Hauptrolle im „Hamlet“, womit sie aktuelle Gender-Debatten vorweggenommen und Diversität praktiziert habe. Weiter sei sie eine knallharte Verhandlungspartnerin gewesen, die sich „nicht schüchtern in die Ecke“ stellen ließ. Und als Hitler und Goebbels die Nielsen für ihre Nazi-Ideologie einspannen wollten, kaum war sie für ihren ersten Tonfilm gefeiert worden, teilte sie ihnen beim Tee mit, keine Filme mehr drehen, sondern nur noch Theater spielen zu wollen.

Von solchen Erstaunlichkeiten gab es noch einige mehr. So war dies eine animierende Empfehlung der Biografie „Asta Nielsen – Filmgenie und Neue Frau“. Einen Filmtipp gab’s von Barbara Beuys noch obendrein: Wer Komödien mag, dem empfiehlt sie, im Netz nach dem Stummfilm „Engelein“ aus dem Jahre 1914 zu fahnden.

Martin Oehlen

Barbara Beuys: „Asta Nielsen – Filmgenie und Neue Frau“, Insel, 448 Seiten; 25 Euro. E-Book: 21,99 Euro.

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