
Mehr muss man nicht wissen! Was das bedeuten soll? Steht im Text. Foto: Bücheratlas
Die Antwort auf die Frage aller Fragen ist bekannt. Douglas Adams gibt sie in seinem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“, der im englischen Original 1979 erschienen ist. Darin befasst sich der Super-Computer „Deep Thought“ 7,5 Millionen Jahre lang mit der Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Die Antwort, die er mit Gewissheit gefunden hat, lautet: „42“. Keine Botschaft, kein Zauberspruch, sondern eine Zahl. Grandios.
Autor Adams hat später bekannt, nach einer möglichst unscheinbaren Zahl Ausschau gehalten zu haben. Seine Wahl hat also nichts damit zu tun, dass die Gutenberg-Bibel auf jeder Seite 42 Zeilen hat oder dass man ein 0,1 Millimeter dickes Din-A-4-Blatt nur 42 Mal falten muss, bis es von der Erde bis zum Mond reicht. Auch nicht damit, dass die 42 in Adams Namen steckt. Denn wenn man Buchstaben mit Zahlen versieht, also das A mit einer 1, das B mit einer 2 etc., dann ergibt sich aus „D. Adams“ bei der Addition 4 + 1 + 4 +1 + 13 + 19 die Summe 42.
Zahlen „sind ein Schlüssel zur Welt“, sagt Albrecht Beutelspacher, emeritierter Professor für Diskrete Mathematik und Geometrie an der Universität Gießen. Vermutlich sei nicht jede Zahl interessant, „aber viele haben einen ausgeprägten Charakter, und unter den kleinen Zahlen sind es besonders viele.“ Das geht los mit der Zahl 1, über die eine Menge zu sagen ist, auch dass sie ein sensationelles Alleinstellungsmerkmal hat – „über 30 Prozent aller Zahlen beginnen mit 1“. Dieses Phänomen ist als „Benfordsches Paradoxon“ bekannt, benannt nach Frank Benford, wenngleich der tatsächliche Entdecker Simon Newcomb war. Einzigartig ist die 1 aber auch, weil keine andere Zahl durch fortgesetzte Addition alle natürlichen Zahlen erreichen kann.
Auch nicht die Zahl 2, wenngleich sie „den Unterschied“ macht. Weiter geht es zur 3, der ersten in sich stimmigen Zahl, was die Redewendung „Aller guten Dinge sind drei!“ verdeutlicht. Zur 4, der „Zahl der Orientierung“, auch wegen der vier Himmelsrichtungen. Bald schon sind wir im Zuge der kulturhistorisch-mathematischen Zahlenkunde bei der wilden 13 angelangt, die zumal für Triskaidekaphobiker spannend ist, also für diejenigen, die sich vor der 13 fürchten. Diese Furcht begann nicht erst am 13. April 1970, als Apollo 13 meldete: „Houston, we’ve had a problem here.“ Und hier ist noch lange nicht das Ende des Zählens und Erzählens erreicht. Die Gauß-Zahl (17), die Ramanujan-Zahl (1729) oder die Opalka-Zahl (5607249) sind nur drei (zur 3: siehe oben) von vielen weiteren Betrachtungswürdigkeiten.
Man muss kein Mathematiker sein, um an diesen Lektionen Freude zu haben und Bereicherung zu finden. Beutelspacher will niemanden verschrecken und ausdrücklich niemandem „wehtun“. So setzt er konsequent auf Verständlichkeit. Gewiss – wenn es ans Vorrechnen geht, wird die Sache zuweilen etwas anspruchsvoller. Wer nicht mehr jede einschlägige Unterrichtsstunde aus der Schulzeit zu rekapitulieren vermag, wird sich also gerne darauf verlassen, dass Beutelspacher die Sache mit den Summanden beim Goldenen Schnitt oder der Multiplikation mit der imaginären Einheit i schon richtig macht.
„Null, unendlich und die wilde 13“ ist ein großes Vergnügen. Die scheinbar so nüchterne Welt der Zahlen tanzt hier Cha-Cha-Cha. Das sieht prima aus und sorgt für gute Laune.
Martin Oehlen
Albrecht Beutelspacher: „Null, unendlich und die wilde 13 – Die wichtigsten Zahlen und ihre Geschichten“, C. H. Beck, 208 Seiten, 18 Euro. E-Book: 12,99 Euro.