Eduard Prüssen, Grafiker und Bibliomane aus Köln, ist gestorben

Prüssen-Selbstporträt

Selbstbildnis von Eduard Prüssen im Linolschnitt aus dem Jahre 2011  Foto: Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Sammlung Prüssen

Eduard Prüssen liebte die Literatur und liebte die Bücher. Davon zeugt seine lebenslange Tätigkeit als Grafiker. Seine Porträts von Schriftstellern, mit wenigen kräftigen Konturen in schwarz-weiße Form gebracht, sind zahlreich. Seine literarischen Editionen in der von ihm gegründeten Handpresse „Donkey-Press“ sind bibliophile Schätze – handgebunden, gesetzt im Bleisatz aus Einzelbuchstaben, mit signierten Grafiken. Und seine Szenen aus dem Literaturbetrieb, die er als miniaturisierte Bilderbücher anbot, versprühen noch heute ihren Witz. All das präsentierte der Künstler mit der markanten Frisur viele Jahre lang auch auf der Frankfurter Buchmesse, dabei in seiner schmalen Koje beharrlich und lächelnd dem Rauschen der Verlags-Moderne um ihn herum trotzend. Nun ist Eduard Prüssen, wie erst jetzt bekannt wurde, am 2. Oktober 2019 gestorben, wenige Tage vor seinem 89. Geburtstag.

Der gebürtige Kölner Prüssen hatte angewandte Grafik an den Kölner Werkschulen studiert. Zunächst arbeitete er als Zeichner und Gestalter von Ausstellungsplakaten für das Rautenstrauch-Joest-Museum und anschließend für das Amerika-Haus. Ab 1958 war er dann als freiberuflicher Grafiker tätig und veröffentlichte unter anderem im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Von 1971 bis 1996 war Prüssen zudem Stadtgrafiker für Bergisch Gladbach und entwarf den markanten Schriftzug der Stadt wie auch ihr Wappen. Vor allem aber wirkte er als Illustrator von Büchern aus der aktuellen Verlags-Produktion wie aus dem Kanon der Weltliteratur von Ovid bis Kafka. 

Prüssens Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, nicht zuletzt in der Kölner Universitäts- und Stadtbibliothek (USB). Dort befindet sich auch die Sammlung seiner Werke, die er schon zu Lebzeiten dem Hause als Vorlass anvertraut hatte und zu denen die Serie „Kölner Köpfe“ (von Ferdinand Franz Wallraf bis Heinrich Böll) gehört. Die Besonderheit der Sammlung in der USB: Aufbewahrt werden Holzschnitte, Linolschnitte und Radierungen von der Skizze über den Entwurf bis zum veröffentlichten Buch oder Plakat.

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Eduard Prüssens geflügelter Esel als Markenzeichen seiner Donkey-Press.

Im „Prüssen-Portal“ der USB (pruessen.ub.uni-koeln.de) findet sich auch eine Auskunft in eigener Sache. Seine Arbeit, sagt er da im Jahre 1979, sei „fast ein Sich-gegen-dieZeit-stellen, nimmt man den Winkelhaken zur Hand und beginnt die Bleilettern zu formieren“. Dabei geht es ihm darum, so lesen wir den Text, in der Arbeit nicht der nicht der Hektik zu verfallen, sondern Erfüllung zu finden. „Es ist der Versuch, die Zeit zwischen der Stunde Null und der verborgenen Zukunft, zwischen Wirtschaftskonjunktur und Jugendarbeitslosigkeit, zwischen Ölpest und Reaktorunfall so zu nützen, um beim Rückblick nicht nur vergangene Zeit feststellen zu müssen.“

Martin Oehlen

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