Norbert Scheuer erklärt das Überraschungsei der Literatur

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Musik wurde bei der Veranstaltung im Literaturhaus auch geboten – unter anderem die Vertonung eines Norbert-Scheuer-Gedichts. Von links nach rechts: der Autor, Moderator Hubert Winkels und die Musiker Susanne Riemer und Wilhelm Geschwind. Foto: Bücheratlas

Ausverkauft war das Literaturhaus Köln, als Norbert Scheuer dort jetzt seinen gefeierten Roman „Winterbienen“ vorstellte. Der Zuspruch kann kaum überraschen.  Denn für den Schriftsteller war dies ein Heimspiel, wenngleich er eine knappe Autostunde entfernt wohnt – wie bekannt in Kall, Eifel. Aber Köln ist eben der Ort, an dem sein Werk mit besonderem Nachdruck gewürdigt wird: „Du bist unser Autor!“, sagte Literaturhaus-Leiterin Bettina Fischer, die schon zahlreiche Veranstaltungen mit dem Gast realisiert hat.

Viel Lobendes ist schon über den Roman gesagt worden – auch auf diesem Blog in Rezension (HIER) und Gespräch (HIER). Doch von Norbert Scheuers Überraschungsei-Literaturtheorie war weder da noch dort die Rede. Das muss nachgeholt werden. So erklärte der Autor, der demnächst mit dem Wilhelm-Raabe-Preis geehrt wird und dessen „Winterbienen“ auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stehen, wie er sich ein literarisch bedeutendes Buch vorstellt: Wie ein Überraschungsei. Und zwar geht das so: „Nach dem Auspacken des Eis genießt man die Schokolode, also die Geschichte. Aber dann gibt es im Inneren noch eine Figur, die man zusammenbasteln muss.“ Das aber sei entscheidend: „Erst dadurch entsteht Literatur.“ Was zum einen für den Autor bedeutet, dass es nicht genügt, eine Geschichte für den schnellen Konsum zu erzählen, sondern eine solche, die neben dem Genuss auch noch eine Herausforderung bietet. Was zum anderen für den Leser bedeutet, dass er gefordert ist, sich seinen je eigenen Reim auf den Roman zu basteln. Und gerade das jüngste Überraschungsei von Norbert Scheuer bietet mit seinen vielen sich kreuzenden Motiven erhebliche Bastelanreize.

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Lavendel- oder Löwenzahn-Honig? Die Palette im Literaturhaus war so breit wie süß. Foto: Bücheratlas

Mittlerweile hätten bestimmt schon „tausende Imker“ den Roman mit kritischem Blick gelesen, meinte Norbert Scheuer im Gespräch mit Moderator Hubert Winkels. Dass diese noch keine Einwände formuliert hätten, auch nicht gegen die Bienen als Fluchthelfer, freut ihn. Eine Imkerin war sogar mit ihrem Sortiment im Literaturhaus zu Gast. Das Motto ihrer HonigConnection: „Vergiss die Biene nicht, pflanze Blumen!“ Allerdings verwies Norbert Scheuer darauf, dass er sich nicht wegen der aktuellen Sorge um die Bienen für den Titel und den Stoff entschieden habe – das sei überhaupt nicht seine Arbeitsweise. Vielmehr spielten Bienen in fast allen seinen Romanen eine Rolle. Diesmal eben etwas mehr als sonst. Ja, es summt im Überraschungsei.

Martin Oehlen

Norbert Scheuer: „Winterbienen“, C. H. Beck, 320 Seiten, 22 Euro. E-Book: 17,99 Euro.

Scheuer-Winterbienen

Weitere Lesungen mit Norbert Scheuer finden im Oktober und November 2019 statt. Unter anderem am 29. Oktober um 19.30 Uhr in Brühl in der Buchhandlung Karola Brockmann und am 13. November um 20 Uhr in Köln im Maternus Buchhandel (Severinsstraße 76).

Ein Gedanke zu “Norbert Scheuer erklärt das Überraschungsei der Literatur

  1. Lieber Martin Oehlen, schade, dass wir nach der Lesung nicht miteinander sprechen konnten. Und meine Überraschungsei – Literaturtheorie haben Sie natürlich richtig wiedergegebenen, wahrscheinlich haben Sie mich auch da mal wieder besser verstanden, als ich mich selbst. Noch einen schönen Feiertag. Herzliche Grüße Ihr Norbert Scheuer

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