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Bislang hat sich Benedikt Gollhardt vor allem als Drehbuchautor hervorgetan. Aus seiner Feder stammen preisgekrönte Skripts für TV-Serien wie „Edel & Stark“, „Türkisch für Anfänger“ und „Danni Lowinski“. Jetzt hat der Mann aus Köln das Genre gewechselt – und gleich einen fabelhaften und ultraspannenden Thriller vorgelegt.
„Westwall“ heißt sein knapp 500 Seiten starkes Debüt, das einen schon auf den ersten Seiten das Gruseln lehrt. Eine junge Frau beobachtet im Wald vier Jugendliche, die einem fünften einen Finger abhacken wollen. Was es mit der bizarren Szene auf sich hat, erschließt sich dem Leser erst viele Seiten später – und was er bis dahin erfahren hat, ist weitaus verstörender als der Zwischenfall im Wald.
Julia, so der Name der jungen Frau, ist Polizeischülerin und wird ohne ihr Wissen als Köder missbraucht, um eine rechtsradikale Gruppe auffliegen zu lassen. Schnell gerät sie in einen Sumpf aus Lügen und Intrigen, der sie fast das Leben kostet. Gollhardt schildert ein Deutschland, in dem die braune Vergangenheit noch quicklebendig ist und Hitlers Epigonen selbst jene Staatsorgane infiltriert haben, die dem Schutz der Demokratie verpflichtet sind. Ein vielschichtiges und mutiges Buch.
Petra Pluwatsch
Benedikt Gollhardt: „Westwall“, Penguin, 496 Seiten, 15 Euro.