Lockruf der kaiserlichen Metropole – Auf Bruegels Spuren (2)

 

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Auf dem oberen Rundgang des kraftstrotzenden „Halleport“ in Brüssel gibt es einen Ausblick in die Renaissance. Foto: Bücheratlas

2. Halleport und Königliche Sammlung

Jedes Bild von Pieter Bruegel dem Älteren scheint mindestens 1001 Geschichten zu erzählen. Vielstimmig und kraftvoll. Doch über den Künstler selbst ist wenig bekannt. Geboren wurde er zwischen 1525 und 1530, vielleicht in Breda, Grote-Brogel oder Antwerpen, erfuhr dann seine Ausbildung als Maler in Antwerpen und zog 1563 nach Brüssel. Die Stadt, die damals 50.000 Einwohner zählte, war eine Kunst-Metropole ersten Ranges. Hier residierte Kaiser Karl V., der gesagt haben soll,  dass in seinem Reich die Sonne nicht untergehe. So war Brüssel durchaus verlockend für einen Künstler, der an Anregungen und Auftraggebern interessiert war. Hier hat er sich vermutlich im Marollenviertel niedergelassen, welches keineswegs die schlechteste  Adresse war. Ob er freilich im „Bruegel-Haus“ gelebt hat, das sich an der Hoog Straat 132 befindet und vor dem sich die Touristen einfinden, ist ungewiss. Sehenswert ist der historische Backstein-Bau gleichwohl.

Wie die Stadt aussah, in der Bruegel lebte, lässt sich im Hallepoort entdecken. Dieses einzig erhalten gebliebene Stadttor aus dem 14. Jahrhundert birgt einige Ausstellungsräume, die sich ab Oktober der Schau „Back to  Bruegel“ widmen werden, einer Zeitreise ins Jahr 1560. Doch schon ab 7. Mai gibt es einen Vorgeschmack im neogotischen Dachstuhl, der dem Bollwerk im 19. Jahrhundert übergestülpt worden ist. Hoch hinauf gelangt man über eine feine, aber auch die Fitness herausfordernde Wendeltreppe. Oben angekommen bietet sich nicht nur ein perfekter Rundumblick aufs gegenwärtige Brüssel. Auch sorgen fest installierte Virtual-Reality-Brillen dafür, dass die Besucher ins 16. Jahrhundert versetzt werden: gleiche Stelle, andere Zeit. Aus der Vogelperspektive fällt der Blick auf eine friedlich-sonnige Stadt, durch die Reiter traben und Stadtsoldaten auf dem Wehrgang Wache schieben. Auch kann man hier noch die Senne im Stadtbild fließen sehen, ein Flüsschen, das mittlerweile komplett überbaut ist.

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Pieter Bruegels rebellierende Engel im Königlichen Museum der Schönen Künste in Brüssel. Foto: Bücheratlas

Könnte man sich glatt drin wohlfühlen, so scheint es, in diesem Brüssel der Renaissance. Doch weiß man aus Bruegels Werken, dass die Welt so sicher nicht ist. Auch nicht vor 450 Jahren. Wer sich davon noch einmal überzeugen möchte, findet einige Gemälde des Meisters in der Sammlung der Königlichen Museen der schönen Künste.  Dazu zählen „Der Sturz der rebellierenden Engel“, „Die Volkszählung zu Bethlehem“ und „Die Winterlandschaft mit Eisläufern und  Vogelfalle“ – eines packender als das andere.

Martin Oehlen

http://www.ksta.de

Informationen zu den Ausstellungen, die in dieser und den anderen Folgen erwähnt werden:

Sammlung der Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien, Regentschapsstraat 3 in Brüssel,  täglich geöffnet außer Montags

„Die große Flucht“ in der Kapellenkirche, Kapellemarkt in Brüssel, bis Ende 2019

„Beyond Bruegel“ im Dynastiegebäude, Kunstberg 5 in Brüssel, bis 31. 1. 2020

„Prints in the Age of Bruegel“, Kulturzentrum Bozar, Ravensteinsstraat 23 in Brüssel, bis 23. Juni 2019

„The World of Bruegel in Black and White“, Königliche Bibliothek, Kunstberg in Brüssel, 15. 10. 2019 bis 16. 2. 2020

„Back to Bruegel“ im Hallepoort, Zuidlaan 150 in Brüssel, 18. 10. 2019 bis 18.10. 2020.

 „Feast of Fools: Bruegel rediscovered“ im Schloss Gaasbeek, Kasteelstraat 40 in Gaasbeek, bis 28. Juli 2019

„Bruegel’s Eye: Reconstructing the Landscape”, Dilbeek, bis 31. 10. 2019

 „The World of Bruegel“, Freilichtmuseum Bokrijk, Bookrijklaan 1 in Genk, bis 20. 10. 2019

 

 

 

 

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