Der vergöttlichte Hofdichter im Museum für Ostasiatische Kunst

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Der vergöttlichte Dichter Kakinomoto no Hitomaro “ stützte sich in der Pose eines  chinesischen Gelehrten auf eine Armlehne mit Tuschereibstein und Pinsel.“ Foto: Bücheratlas

Auf der Buchspur lässt sich wunderbar wandeln. Da gelangt man auch ins Museum für Ostasiatische Kunst in Köln, das derzeit mit einer Ausstellung daran erinnert, dass es seit 40 Jahren am Aachener Weiher residiert. Das Museum selbst wurde schon 1909 gegründet, also vor 110 Jahren. Und der Neubau nach Plänen des Architekten Kunio Maekwa wurde bereits  im Dezember 1977 eröffnet, also vor fast 42 Jahren. Aber die vertrauten Sanierungskrisen in Köln, von denen immer mal wieder auch diese Museums-Perle heimgesucht wird, sind wohl schuld daran, dass sich die Jubiläums-Pläne etwas verzögert haben. „Alles unter dem Himmel“ versammelt einige zentrale Objekte des Museums, das sich der Kunst Chinas, Japans und Koreas widmet.

Da stößt man jetzt auch auf den Hofdichter Kakinomoto no Hitomaro (die genauen Lebensdaten sind ungewiss, liegen aber um das Jahr 700). Die Hängerolle – bei deren Abbildung wir uns nur auf das zentrale Motiv konzentrieren – stammt aus dem Japan der Edo-Zeit. Warum der Meister, mit seinen Lang- und Kurzgedichten einer der „36 Unsterblichen der Dichtkunst“, so betrübt dreinblickt? Das Museum hält diese Erklärung parat: „Wie andere Dichter wurde  er verbannt und verwandelte sich in einen Rachegeist, der durch Zeremonien vor seinem Portrait befriedet werden musste.“ Jene Höflinge, die diesem Bildnis huldigten, „sollen das Geheimnis der Dichtkunst erfasst haben.“

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Koreanische Schriftzeichen für Ehre“ (links) und Schicklichkeit. Foto: Bücheratlas

Buchspuren gibt es einige in der aktuellen Ausstellung des Museum für Ostasiatische Kunst. Dazu gehören auch diese – siehe oben – zwei koreanischen Hängerollen mit den Schriftzeichen für Ehre und für Schicklichkeit, die aus dem 19. Jahrhundert stammen. Dem einen ist ein auf konfuzianische Weisheit zielender Bücherstapel integriert,  erfahren wir, dem anderen ein Phönix als Symbol für die Aufrichtigkeit des Literaten.

Doch wer erst einmal in diesem Museum angekommen ist, wird sich gewiss nicht nur nach Dichtern und Zeichen umschauen. Schließlich gibt es hier „Alles unter dem Himmel“.

Martin Oehlen

Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100 in Köln. Jubiläums-Ausstellung noch bis zum 30. Juni 2019.

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