
„Der Turm der blauen Pferde“ heißt der erste Band der neuen Krimireihe. Blau sind diese Pferde nicht, aber immerhin ist es der Trog. Foto: Bücheratlas
Eine dunkle Nacht im Mai. Ein Eisenbahnwaggon mit „entarteter Kunst“. Zwei Hitlerjungen, die auch im Jahr 1945 noch an den Endsieg glauben. Die Versuchsanordnung endet mit einem Toten. Und bildet gleichzeitig den Auftakt zu einem ungewöhnlichen und spannenden Krimi, der auf realen Gegebenheiten basiert. „Der Turm der blauen Pferde“ ist der erste Band einer neuen Reihe von Bernhard Jaumann. Der Gymnasiallehrer aus Augsburg hat bereits mehrere Serien geschrieben („Die Reihe der fünf Sinne“, „Die Montesecco-Trilogie“) und 2011 den Deutschen Krimipreis bekommen.
Im Mittelpunkt: die Kunstdetektei von Schleewitz. Die wird von einem reichen Fabrikanten beauftragt, die Provenienzgeschichte eines Gemäldes von Franz Marc herauszufinden. „Der Turm der blauen Pferde“, so der Name des Bildes, gilt seit den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs als verschollen. Kann es sein, dass Egon Schwarzer tatsächlich das Original angeboten wurde? Oder ist das Gemälde, für das der Schraubenhersteller drei Millionen Euro hingeblättert hat, eine gut gemachte Fälschung? Jaumann bewegt sich da durchaus im Bereich der Realität: Marcs berühmtes Gemälde gilt seit den letzten Kriegstagen als verschollen, die Spekulationen über seinen Verbleib reißen bis heute nicht ab.
Geschickt verwebt Jaumann Gegenwart und Vergangenheit, Fiktion und Realität. Der Leser erhält Einblick in die Geschichte des Bildes nach 1945, muss jedoch schnell einsehen, dass er ebenso wie die drei Ermittler gewaltig an der Nase herumgeführt wird. „Der Turm der blauen Pferde“ entpuppt sich als ein hochintelligentes Verwirrspiel, an dessen Ende nur eines klar ist: Das Geheimnis des Marc’schen Gemäldes wird so bald nicht gelüftet werden.
Petra Pluwatsch
Bernhard Jaumann: „Der Turm der blauen Pferde“, Galiani, 336 Seiten, 15 Euro. E-Book 12,99 Euro.
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