Rom für Eingeweihte: Mit dem Passwort vorbei an der Schweizergarde

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Schweizergardisten im Einsatz an der Peterskirche in der Vatikanstadt. Der Zugang zum Campo Santo Teutonico befindet sich allerdings ein paar Säulen weiter südlich von dieser Einfahrt.       Foto: Bücheratlas

Passwort vergessen? Das ist nicht so toll. „Dänemark“ heißt  es in Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“, mit dem sich der eigentlich recht brave Fridolin Zugang zu einer Orgie erhofft (daraus wurde dann in Stanley Kubricks Verfilmung C das Codewort „Fidelio“). Fridolin kommt dann zwar weit, aber doch nicht zum Ziel, weil dafür noch ein zweites Passwort erforderlich ist. Tja. Mehr als nur ein Wort muss es in der Komödie „Der Spion, der sich liebte“ sein. Ein ums andere Mal fragt Agent OSS 117: „Wie ist Ihr Frikassee?“ Pech für den, der da nicht korrekt zu antworten weiß. Und so gibt es der Losungen, Parolen, Pass- und Codewörter viele. Nicht nur in der Kunst, sondern auch in Rom.

Der „Campo Santo Teutonico“, gleich neben der Peterskirche gelegen, ist immer noch ein touristischer Geheimtipp. Wer sich dem deutschen Friedhof nähern will, der offiziell eine italienische Enklave inmitten des Vatikanstaates ist (der wiederum inmitten des italienischen Staates liegt), muss allerdings die Schweizergarde überzeugen. Mit strengem Blick und auf Italienisch stellt die Wache jeden zur Rede. Wer dann auf Deutsch seinen Wunsch formuliert, wird freundlich durchgelassen.

 

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Der kleine Friedhof hinter hohen Mauern ist eine sehenswerte Enklave. Er ist übervoll mit den sterblichen Überresten von Rom-Pilgern und frommen Rom-Bewohnern aus deutschsprachigen Ländern und Regionen sowie aus Flandern und den Niederlanden. Namen aus fünf Jahrhunderten finden sich dort. Darunter sind der spätmittelalterliche Astronom Johannes Müller alias Regiomontanus oder aus dem 20. Jahrhundert der Schriftsteller Stefan Andres und der Archäologe Ludwig Curtius.

Ein Hort der Ruhe. Meistens. Wenn nicht gerade Seminaristen des angrenzenden Priesterkollegs durch die grüne Insel lärmen. Angeblich ist es auch ein beliebter Mittagspausenort für die rundum Beschäftigten. Und dann sind da auch noch die Sargdeckel auf dem Weg, die beim unvermeidlichen Betreten wippen und klacken. So ist dieser Platz der Toten auf seine Weise sehr lebendig. Beim Abschied grüßt der Schweizergardist zackig mit der Hand am Helm. Eines Codewortes bedarf es da nicht mehr.

Martin Oehlen

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