Die große Luftnummer eines charmanten Mistkerls: Tana French bittet zur „Feuerjagd“ in die irische Provinz

Foto: Bücheratlas / M. Oe.

Zu sagen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner von Ardnakelty den Heimkehrer Johnny Reddys herzlich willkommen heißen, wäre übertrieben. Der Mann, der vor Jahren Frau und sechs Kinder sitzen ließ, „hat noch immer dieses Lächeln, das träge, spitzbübische Mundwinkelkräuseln, das den Leichtsinn in dir weckt und dir weismacht, es würde schon alles gut gehen“. Mit anderen Worten: Er ist noch immer der charmante alte Mistkerl, dem man nicht über den Weg trauen kann.

Die junge Trey auf Abwegen

Doch Johnny Reddy hat einen Plan, der die Menschen in dem irischen Dorf reich machen soll. Sehr reich. Ein angeblicher Goldfund spielt darin eine Rolle, ein gutgläubiger Engländer – und Johnnys Tochter Trey, die wir aus Tana Frenchs Krimi „Der Sucher“ (den wir HIER besprochen haben) kennen.

„Feuerjagd“, der neue Roman der Autorin, spielt zwei Jahre später.  Trey ist inzwischen 15 Jahre alt, eine muffige, maulfaule Teenagerin, die am liebsten mit ihrem Hund Banjo durch die Gegend zieht. Ihr einziger Vertrauter ist der ehemalige Polizist Cal Hooper. Doch nach der Ankunft von Treys Vaters verändert sich das Verhältnis zwischen Cal und ihr. Als Johnny seine Tochter bittet, ihn bei seinen unsauberen Machenschaften zu unterstützen, zieht sich die 15-Jährige endgültig von ihrem väterlichen Freund zurück.

Träume von Saus und Braus

Tana French nimmt sich viel Zeit für die Entwicklung ihrer Geschichte, und so vergehen rund 200 Seiten, ehe man weiß, worum es eigentlich geht: um eine große Luftnummer, die allein dazu dient, den naiven Dörflern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Bis dahin erfährt man viel über den Zusammenhalt einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft, die sich zu den Abgehängten und Vergessenen der irischen Gesellschaft zählen.

Geschickt spielt Johnny Reddy mit den Träumen der Menschen von einem Leben in Saus und Braus, und verspricht ihnen, dass auch sie einmal auf der Sonnenseite des Lebens stehen werden. Ein Krimi für Irland-affine Leserinnen und Leser mit Zeit und Geduld.

Petra Pluwatsch

Auf diesem Blog

haben wir Tana Frenchs Kriminalromane „Der Sucher“ HIER und „Der dunkle Garten“ HIER besprochen. 

Tana French: „Feuerjagd“, dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, S. Fischer, 526 Seiten, 25 Euro. E-Book: 18,99 Euro. 

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