Paris mit viel Gefühl und noch mehr Literaturempfehlungen: Nina George lädt ein auf „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“

Seine-Szene in Paris Foto: Bücheratlas

Monsieur Perdu ist wieder da. Monsieur Perdu, der einsame Pariser Buchhändler, der spät die Liebe (wieder-)fand und dessen Reise zurück ins Leben weltweit Millionen von Leserinnen und Lesern zu Tränen rührte. „Das Lavendelzimmer“, 2013 erschienen, wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und bescherte Nina George den bislang größten Erfolg ihrer Karriere.

Eine abenteuerliche Reise

Zehn Jahre später schickt sie Jean Perdu erneut auf die Reise. Der „literarische Pharmazeut“, wie er sich selber nennt, ist nicht glücklich in Südfrankreich, wo er mit der Bildhauerin Catherine zusammenlebt. Die Liebe ist nach wie vor groß, doch Perdu fehlt seine schwimmende Buchhandlung, das Bücherschiff Lulu. Ihm fehlen die Menschen, die nicht nur seinen literarischen Rat suchen. Ihm fehlt Paris.

So schenken ihm seine Freunde zum 55. Geburtstag sein Bücherschiff zurück, das er ihnen vier Jahre zuvor anvertraut hatte, und legen ihm nahe, den Betrieb in Paris wiederzueröffnen. Er, Perdu, müsse endlich herausfinden, wer er sei und wie er leben wolle. Damit beginnt eine abenteuerliche Reise, die nicht nur den melancholischen Buchhändler in seiner Seele berührt.

Der Bücherkahn als Seelenort

Nina George ist mit „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ ein ebenso kluges wie herzerwärmendes Buch gelungen. Perdu trifft auf seiner Reise Menschen, die wie er selbst Suchende sind.

Da ist der kleine Theo, der nach einem Schicksalsschlag nicht mehr sprechen mag und auf dem Bücherschiff seine Sprache wiederfindet. Das ist der junge Kinderbuchautor Max, dem die Schwangerschaft seiner Frau eine Höllenangst einjagt. Und da ist die kratzbürstige, von der Liebe enttäuschte Pauline mit der großen Klappe und dem goldenen Herzen. Sie alle finden auf dem alten Bücherkahn einen Seelenort, der ihnen Hoffnung und Orientierung gibt.

Nachschlagewerk für Literarische Pharmazeuten

Es wird viel über das Lesen und die Bedeutung von Büchern für einen jeden und eine jede von uns gesprochen. Allein dafür lohnt die Lektüre, von den zahlreichen Buchempfehlungen für jede Seelenlage einmal ganz abgesehen. Ganz wunderbar die Passagen aus Perdus „Großer Enzyklopädie der kleinen Gefühle“, dem „Nachschlagwerk für Buchhändlerinnen, Buchhändler und andere Literarische Pharmazeuten“. Man müsse nicht jedes Buch lesen, nur weil es auf der Bestsellerliste steht, heißt es darin. Erst recht müsse man kein Buch zu Ende lesen, das einem nicht gefällt.

Stimmt beides. Man muss „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ nicht lesen. Sollte man aber. Und abbrechen, abbrechen wird man diesen Roman ganz bestimmt nicht.

Petra Pluwatsch

Auf diesem Blog

findet sich ein Hausbesuch bei Nina George in der Bretagne (HIER), Leseempfehlungen der Autorin für unseren Blog (HIER) und eine Besprechung des Romans „Südlichter“ (HIER).

Nina George: „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“, Knaur, 384 Seiten, 21 Euro. E-Book: 14,99 Euro.

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