Buchhandlung Klaus Bittner präsentiert neues Poesie-Festival in Köln: „Anderland“ startet mit Federico Italiano, Raoul Schrott und Jan Wagner

Klaus Bittner in seiner Buchhandlung in der Albertusstrasse in Köln. Foto: Bücheratlas

Gerade erst hat das Festival Poetica mit seiner achten Ausgabe in Köln erfreut, da gibt es schon eine weitere Lyrik-Attraktion in der Stadt. Die Buchhandlung Klaus Bittner kündigt eine neue Poesie-Initiative an: „Anderland“. Der Buchhändler meint: Da geht noch viel mehr! So viel lässt sich vorab schon sagen: Die Premiere am 15. und 16. Mai 2023 ist ein gutes Zeichen für die Poesie und ein starkes Beispiel für die Förderung des literarischen Lebens durch den Buchhandel. Ein paar Fragen dazu an Klaus Bittner.

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„Anderland“ heißt das Poesie-Festival, das Sie ins Leben rufen. Braucht Köln, braucht das Land mehr Poesie?

Poesie braucht Sichtbarkeit, braucht eine Bühne für die Menschen, die sie uns näher bringt. Das haben wir uns mit „Anderland“ auf die Fahnen geschrieben. Neues entdecken, sich treiben  und inspirieren lassen durch Sprache, durch Dichtkunst. Das sollen die Abende anregen.

Wofür steht der Titel?

„Anderland“ verwendet Jens Hagen in seinem Köln-Gedichtzyklus „ Nie ankommen: Köln Poem“: „… Ogottogott, Ogottogott! / Wegweg hier! Wegweg! / Ins Anderland, ins Sonstwoland, ins Küstenland, ans Meer!“ Wir haben dies als Titel gewählt, weil so erstens der Bezug zu Köln gegeben ist und zweitens ein Motto unserer Abende gerade die Erkundung fremder lyrischer Länder sein soll: dem Anderland, jenseits bekannter Grenzen und gegangener Pfade.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Gäste aus?

Wir wählen Dichter und Dichterinnen aus, die uns begeistern und deren Werk wir spannend finden, die optimaler Weise ein neues Buch im Gepäck haben und Lust darauf haben, Sie uns und dem Kölner Publikum vorzustellen. In unserem Fall stellt Jan Wagner das von ihm neu übersetzte grandiose Jahrhundertepos „Unterm Milchwald“ vom walisischen Dichter Dylan Thomas vor, Raoul Schrott seinen neuen Gedichtband „Inventur des Sommers“. Und da beide Autoren den neuen Band von Federico Italiano gemeinsam übersetzt haben, lernen wir auch diesen Autor endlich näher kennen.

Gibt es eine finanzielle Förderung des Festivals durch Dritte?

Die Veranstaltungen sind Kooperationen mit der Stadtbibliothek Köln und dem Institut für Deutsche Sprache und Literatur I der Universität Köln entstanden. Wir benötigen natürlich auch die Einnahmen aus dem Verkauf der Tickets, die es nur in der Buchhandlung und an der Abendkasse gibt.
Weitere Förderkonzepte stehen im Raum, werden aber frühesten bei der zweiten Veranstaltung im Herbst zum Tragen kommen. Hoffentlich.

Zum Auftakt treten drei Männer auf. Wie wird es weitergehen?

Jährlich sind zwei Termine geplant, je einer im Frühjahr und einer im Herbst/Winter. Unser Plan für den Herbsttermin ist, drei Frauen einzuladen. Es finden bereits Gespräche statt über die Besetzung.

Zum Schluss noch dies: Wie rosig, wie düster, wie ausgeglichen ist die Lage im Buchhandel?

So weit ich es beurteilen kann, geht es dem Buchhandel zur Zeit gut, rosig ist vielleicht zu viel verlangt. Wir haben ja drei harte Jahre hinter uns. Auf jeden Fall spüren wir alle wieder ein größeres Interesse an Veranstaltungen.

Die Fragen stellte Martin Oehlen

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Das Programm

Montag, 15. Mai 2023, 19:30 Uhr:  Federico Italiano liest Gedichte aus seinem Buch „Sieben Arten von Weiß“ auf Italienisch und die Übersetzer Raoul Schrott und Jan Wagner lesen ihre jeweilige Übersetzung.

Dienstag, 16. Mai 2023, 19:30 Uhr: Raoul Schrott erzählt und liest aus „Inventur des Sommers. Über das Abwesende“. Nach einer Pause stellt Jan Wagner seine neue Übersetzung von Dylan Thomas „Unterm Milchwald“ vor.

Ort und Preise

Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Köln, Josef-Haubrich-Hof 1, 50676 Köln Eintritt (einzeln): 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, Kombiticket für beide Abende 15 Euro. VVK über die Buchhandlung: info@bittner-buch.de oder 0221/2574870

Eine Veranstaltung der Buchhandlung Klaus Bittner in Kooperation mit der Stadtbibliothek Köln und dem Institut für Deutsche Sprache und Literatur I (Universität Köln).

Die Autoren

Raoul Schrott, geboren 1964, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Peter-Huchel-Preis. Bei Hanser erschienen zuletzt u.a. „Politiken & Ideen“ (Essays, 2018) und „Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“ (Roman, 2019). Raoul Schrott arbeitet zurzeit im Auftrag der Stiftung Kunst und Natur an einem umfangreichen Atlas der Sternenhimmel.

Federico Italiano, 1976 in Novara geboren, lebt als Lyriker, Übersetzer und Herausgeber in Wien, wo er an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften forscht. An der LMU München ist er Dozent für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Bei Hanser gab er zuletzt mit Jan Wagner die Anthologie „Grand Tour“ (Reisen durch die junge Lyrik Europas, 2019) heraus. Der Band „Sieben Arten von Weiß“ versammelt Gedichte von Federico Italiano in der Übersetzung von Raoul Schrott und Jan Wagner.

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. Zuletzt erschienen „Die Life Butterlfy Show“ (2018) sowie die Essaybände „Der verschlossene Raum“ (2017) und „Der glückliche Augenblick“ (2021). Für seinen Gedichtband „Regentonnenvariationen“ (2014) gewann er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2017 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. „Unterm Milchwald“, das legendäre Werk des walisischen Dichters Dylan Thomas, liegt nun in einer neuen Übersetzung von Jan Wagner vor.

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