Der Bürgerkrieg und die Diktatur: Romane von Almudena Grandes und Aroa Moreno Durán erzählen spanische Geschichte

Wege, Umwege, Abwege – die sind in Spanien wie im Rest der Welt vertraut. Foto: Bücheratlas

Der Spanische Bürgerkrieg (1936-1939) und die anschließende Franco-Diktatur bis 1975 prägen mittlerweile einige Romane aus Spanien. Das bezeugt nicht zuletzt die Frankfurter Buchmesse mit ihrem diesjährigen Gastlandauftritt „Sprühende Kreativität – Creatividad Desbordante“. Zwei Neuerscheinungen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt stellen wir hier vor – den Debütroman von Aroa Moreno Durán und den dritten Band einer fünfteiligen Reihe von Almudena Grandes.   

„Die drei Hochzeiten von Manolita“

„Episoden aus einem unendlichen Krieg“ heißt die Reihe, die die 2021 verstorbene Almudena Grandes vor vielen Jahren begonnen hat. Im spanischen Original liegen fünf thematisch verwandte, wenngleich unabhängig voneinander funktionierende Romane vor. Bei uns erscheint jetzt nach „Der Feind meines Vaters“ und „Inés und die Freude“ der Roman „Die drei Hochzeiten von Manolita“.

Es ist ein üppig ausdifferenziertes, alle Erzählwinkel ausmalendes Werk um eine überzeugte Republikanerin in den Zeiten der Gewalt. Darin heißt es: „Der Krieg hatte das Beste, aber auch das Schlechteste in uns allen hervorgebracht.“ Auf der einen Seite Menschen wie Manolita, die sich wagemutig für Verfolgte einsetzt. Und auf der anderen Seite Verräter im engsten Freundeskreis oder Peinigerinnen im Nonnen-Internat.

Im ausführlichen Nachwort versichert die Autorin, dass es sich um ein fiktives, aber auf wahren Begebenheiten beruhendes Werk handele. Das ist so lehrreich wie lesenswert. 

„Die Tochter des Kommunisten“

In der historischen Entwicklung sind wir etwas weiter bei der „Tochter des Kommunisten“. Der Debütroman von Aroa Moreno Durán überrascht, weil die Geschichte der zumeist linksgerichteten Spanierinnen und Spanier, die aus dem Franco-Spanien in die DDR geflüchtet sind, kein vertrauter Romanstoff ist. Nicht bei uns und nicht in Spanien.

Im Mittelpunkt steht die Ich-Erzählerin Katia, deren Vorname praktischerweise sowohl in Spanien als auch in Deutschland und der (damals noch existierenden) Sowjetunion vertraut ist. Sie schildert uns den Alltag mit den Eltern und der Schwester Martina in der DDR, zudem den Kontakt zur dort versammelten kleinen spanischen Gemeinde und schließlich ihre dramatische, auch vor ihrer Familie geheim gehaltenen Liebesflucht in den Westen.

Der Clou der Geschichte: Beim Wiedersehen mit der Schwester nach dem Mauerfall wird ein schockierendes Familiengeheimnis gelüftet. „Die Tochter des Kommunisten“ ist ein bewegender Roman über Verlust und Verrat, über das Richtige und das Falsche – und über ein schlechtes Gewissen.

Martin Oehlen

Aroa Moreno Durán: „Die Tochter des Kommunisten“, dt. von Marianne Gareis, btb, 176 Seiten, 22 Euro. E-Book: 16,99 Euro.

Almudena Grandes: „Die drei Hochzeiten von Manolita“, dt. von Roberto de Hollanda, Hanser, 672 Seiten, 30 Euro. E-Book: 23,99 Euro.

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